Erasmus-Schüler bringen moderne Fassung von „Hairspray“ auf die Bühne

Sie wenden sich gegen Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung.

Erasmus-Schüler bringen moderne Fassung von „Hairspray“ auf die Bühne
Foto: Berns

Grevenbroich. Die Schüler des „MuV-Kursus“ des Erasmus-Gymnasiums versetzten bei ihren Aufführungen am Wochenende ihre Zuschauer zurück ins Jahr 1962. In der Aula der Schule zeigten die Teilnehmer des Differenzierungsfachs unter der Leitung von Musiklehrer Uwe Winter das schräge 60er-Jahre-Musical „Hairspray“ und zwar: „neu verföhnt“.

Denn an der ursprünglichen Fassung feilten die Ensemblemitglieder ordentlich herum. So wurde der Spielort von Baltimore nach Grevenbroich verlegt, statt Rassentrennung ging es um Ausländerfeindlichkeit und vor allem wurden weitere Rollen mit entsprechenden, weiteren Melodien hinzugefügt. So schafften es auch Popsongs wie „Million Reasons“ von Lady Gaga und „That’s what friends are for“, unvergesslich durch die Cover-Version von Dionne Warwick, in die Show und ergänzten Musical-Hits wie „You can’t stop the beat“.

Fast alle 22 Kursteilnehmer hatten im Laufe einer Vorstellung so ihren großen Auftritt. „Wir hatten in diesem Jahr einen sehr starken Kursus“, erklärt Amina Hoffman. Seit nun vier Jahren unterstützt sie als ehrenamtlicher Vokal-Coach die „MuV-Kurse“ am Gymnasium und war von der Vielzahl der Teilnehmer in diesem Jahr begeistert. „Im kommenden Jahr wird das Ensemble nur knapp halb so groß sein. Das wird wieder ganz anders.“, kündigt Uwe Winter an. An den insgesamt drei Abenden durchliefen die Darsteller dann jeweils einen echten Tanz- und Sing-Marathon und bewiesen mit der dreistündigen Show große Ausdauer. Auch Peter Reinders, stellvertretender Schulleiter, zeigte sich nach der ersten Vorstellung beeindruckt: „Viele Schüler kennt man aus dem Unterricht, auf der Bühne zeigen sie dann plötzlich eine ganz andere Seite“, sagt er.

Im Stück selbst drehte sich alles um die „Corny-Collins-Show“, eine Tanzsendung, bei der sich jeder Teenie wünscht mitzutanzen, auch Jessy Siegert, gespielt von Fanny Schölwer. Dabei erfüllt Jessy nicht gerade die klassischen Kriterien für eine Teilnahme. Als sie es trotzdem in die Sendung schafft, merkt sie, wie oberflächlich es hinter den Kulissen zugeht. Verkörpert wird das vor allem durch die Produzentin der Show, Bettina von Hohenstetten (Daniela Lehmann), die Ausländer grundsätzlich aus der Show ausschließt.

Schließlich soll sogar das ausländische Pendant zur „Corny-Collins-Show“, der „Kanak-Day“, abgesetzt werden. Doch Jessy will das nicht akzeptieren: „Ich bin für Integration. Das ist der neue Trend“. Beim Thema Diskriminierung bleiben die Darsteller politisch nicht immer ganz korrekt, verfallen in Jugendslang und sorgen gerade damit für die größten Lacher beim Publikum. Bei einer Demonstration gegen die Absetzung des „Kanak-Days“ punktet das Ensemble mit Plakaten wie: „Uwe liebt Käsekuchen. Uwe liebt Baklava. Sei wie Uwe. Das Beste aus zwei Welten“, mit der Anspielung auf ihren Musiklehrer begeistern sie das Publikum.

Am Ende der Show hat es das MuV-Ensemble geschafft mit einem 60er-Jahre-Musical 2017 ein buntes Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.

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