Elephants geht die Kraft aus

Vor der Rekordkulisse von 1300 Zuschauern verlieren die Basketballer ein lange Zeit offenes Topspiel in der Regionalliga gegen Münster 77:90.

Elephants geht die Kraft aus
Foto: Michael Ritters

Grevenbroich. Als alles vorbei war im Showdown der Basketball-Regionalliga West, als die am Ende viel zu hohe 77:90 (47:50)-Niederlage gegen die Baskets Münster wohl alle Titelträume der NEW Elephants zum Platzen gebracht hatte, gestattete sich auch Grevenbroichs Trainer Hartmut Oehmen einen kurzen Moment der inneren Einkehr. Während die Gäste, denen er kurz zuvor mit seinen Schützlingen noch zum verdienten Erfolg gratuliert hatte, gemeinsam mit ihren 150 mitgereisten Anhängern in Glückseligkeit schwelgten, stellte Oehmen leise fest: „Ich bin jetzt seit 25 Jahren dabei. Aber ich glaube, ich war noch nie zuvor so stolz auf eine Mannschaft.“

Ja, dieses Basketball-Fest vor 1300 Zuschauern (Vereinsrekord) riss alle mit. „Wahnsinn, was ihr hier auf die Beine gestellt habt“, lobte auch Münsters Trainer Philipp Kappenstein die Gastgeber: „Einfach geil.“ Zweiligareif präsentierten sich die beiden Teams — und das war im Fall der Elephants fast schon ein Wunder. Denn während der Abonnementvizemeister aus dem Münsterland mit voller Besetzung antrat, musste der bisherige Tabellenführer nach dem Ausfall von Center Lennard Jördell (Skiunfall) im Grunde mit einer Sechser-Rotation auskommen. Um überhaupt noch Reserven auf der Bank zu haben, hatte Oehmen für Marcus Delpeche Publikumsliebling Basti Becker in die Startformation befördert.

Die Partie blieb lange eng. Das erste Mal richtig in Schwierigkeiten gerieten die Hausherren im dritten Viertel, als die mit hoher Intensität verteidigenden Münsteraner bis zur 28. Minute auf 65:54 davonzogen. Dann brachte Oehmen Simon Bennett, der bis einen Tag zuvor krank im Bett gelegen hatte. Mit zwei erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen vervollständigte der Bennett den von Marko Boksic initiierten 9:0-Lauf der Schlossstädter zum 63:65 (30.). „Das hat uns ordentlich ins Grübeln gebracht“, gab Kappenstein zu. Als Gerrell Martin neun Sekunden nach Anpfiff des letzten Viertels per Dreier zum 68:66 traf, schien die Bühne für ein packendes Finale bereitet.

Doch es kam anders: Kai Hänig avancierte für die Gäste zum Matchwinner. Der Center markierte in Hälfte zwei 21 Punkte und lag damit weit über seinem Schnitt (6,4).

Dabei profitierte er freilich stark von den Schwierigkeiten seiner Gegenspieler: Sowohl Marcus als auch Malcolm Delpeche steckten nämlich in argen Foulproblemen, konnten deshalb in der Verteidigung nicht wie gewohnt zupacken. Den am Limit agierenden Grevenbroichern ging aufgrund des permanenten Drucks der Gäste, die immer wieder frisches Personal bringen konnten, allmählich die Puste aus. Die Folge: Münster zog bis zur 36. Minute mit einem 11:0-Lauf auf 83:71 davon. Grevenbroich suchte sein Heil fortan in Distanzschüssen, vermochte das Blatt aber nicht mehr zu wenden.

Obwohl damit die Serie von zwölf Siegen in Folge ihr Ende fand, zog Oehmen ein positives Fazit: „Eigentlich haben wir alles richtig gemacht, unsere Taktik ist voll aufgegangen. Am Ende hat uns einfach das Personal und die Kraft gefehlt.“ Und obwohl die nun punktgleichen, im direkten Duell mit Grevenbroich aber vorne liegenden Münsteraner das deutlich leichtere Restprogramm haben, möchte Oehmen Platz eins noch nicht ganz abschreiben: „Seit Schalke 04, 2001 Meister der Herzen, wissen wir: Im Sport ist bis zur letzten Sekunde immer noch alles möglich.“

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