Eine neue Technik hilft bei der Forschung nach den Ahnen

Mit einem modernen Angebot will das Archiv im Rhein-Kreis Neuss die Suche nach Familienangehörigen einfacher machen.

Eine neue Technik hilft bei der Forschung nach den Ahnen
Foto: Georg Salzburg

Dormagen. Wie findet man den Geburtsort des Verwandten Peter Joseph Becker heraus, wenn lediglich bekannt ist, dass er irgendwann zwischen 1910 und 1920 in Dormagen starb? „Das ist kein Problem“, sagt Martin Lambertz und greift im Leseraum des Kreisarchivs zu einem schwarzen Band im Din-A3-Format. Auf dem Buchrücken steht in goldenen Buchstaben „Dormagen Namensverzeichnis Sterbefälle 1900 -1950“. Der 29-jährige Archivar schlägt den großen Band auf. „Hier drinnen stehen Dezennaltabellen. Jeweils für ein Jahrzehnt sind die Namen der Verstorbenen alphabetisch sortiert“, erläutert Lambertz.

Da er weiß, dass der Gesuchte im zweiten Jahrzehnt verstarb, blättert er dorthin und findet Peter Joseph Becker. Aus dem Eintrag geht hervor, dass er am 25. Januar 1914 starb. „Wichtig ist vor allem diese Nummer“, sagt Archivar Lambertz und deutet auf die Zahl 9. Das bedeutet nämlich, dass Becker im „Sterbebuch“ des Jahrgangs 1914 an neunter Stelle steht. Lambertz setzt sich an das graue Mikrofilm-Lesegerät in der Ecke. Aus einem schwarzen Plastikbehälter nimmt er einen Rollfilm. „Das ist unser neuer Schatz. Wir haben die kompletten Personenstandsunterlagen der Stadt Dormagen abfotografieren lassen“.

Er zieht den Zelluloidstreifen über eine Glasplatte und fädelt ihn rechts in eine Spule ein. Mit einem Drehknopf kann der studierte Historiker Lambertz schnell zu jedem einzelnen der verfilmten Dokumente gelangen. Er ruft den Eintrag Nr. 9 im Sterberegister des Jahres 1914 aus. Das Formular, das der Standesbeamte vor 104 Jahren in altdeutscher Schrift ausgefüllt hatte, erscheint auf dem großen Bildschirm. Der Rentner Peter Joseph Becker wurde vor 75 Jahren in Bergheim-Erft geboren. Martin Lambertz druckt die Urkunde aus: „Mit diesen Infos kann man sich jetzt an das dortige Standesamt wenden und weitere Angehörige herausfinden.“

Im Archiv des Rhein-Kreises in Zons lagern unter der Signatur DO 09 die Zivil- und Personenstandsunterlagen der ehemaligen Bürgermeistereien Dormagen, Nievenheim und Zons sowie der Stadt Dormagen. Für Geburt, Heirat und Tod wurde jeweils ein eigenes Register angelegt und ein Jahr lang geführt. 1183 Bücher kamen so im Laufe der Zeit zusammen. Sie wurden verfilmt und es entstanden 51 543 Aufnahmen. Jedes Foto zeigt eine Doppelseite. Das Ergebnis sind 37 Rollfilme, die jetzt für die Familienforschung kostenlos zur Verfügung stehen. „Das ist für die Nutzer und für uns eine unglaubliche Verbesserung“, sagt Stephen Schröder.

Früher mussten die Mitarbeiter die gewünschten Bände aus dem Magazin heraussuchen und den Stapel in den Leseraum tragen. Sollten Kopien erstellt werden, war dies manchmal kompliziert, da einige Register zu groß dafür waren. Für das Archiv gibt es noch einen weiteren Vorteil. „Eine unserer Hauptaufgaben ist der Erhalt der Überlieferungen. Die Original-Register der Standesämter können wir schonen, da wir die rund 1200 Bücher jetzt nicht mehr herausgeben müssen“, erklärt der 44-jährige Archivleiter.

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