Ein Nobelpreis für Schüler

Jugendliche aus Wolgograd und Neuss gewinnen gemeinsam bei Wettbewerb.

Neuss. 270 Schulen und Organisationen für Jugendliche aus Deutschland, Israel, Osteuropa und sogar Asien hatten sich mit Projekten beworben, 33 kamen in die Endausscheidung in Berlin, drei Hauptpreise wurden verteilt. Einen davon — ein Preisgeld von 2000 Euro — erhielt jetzt die Geschwister-Scholl-Hauptschule in Neuss zusammen mit ihrer Partnerschule in Wolgograd.

Die deutschen und russischen Schüler nahmen an einem Wettbewerb der Stiftung EVZ (Erinnerung, Verantwortung, Zukunft) zum Thema „Menschenrechte in Vergangenheit und Gegenwart“ teil. Die Jugendlichen, haben unter dem Titel „Ein Recht auf Heimat — (k)eine Selbstverständlichkeit?“ zu Komplexen wie Migration, Zwangsumsiedlung und Vertreibung geforscht, Zeitzeugen befragt und daraus kleine Filme und Fotoserien produziert — und zwar sowohl in Neuss als auch in Wolgograd.

„Diese Auszeichnung ist so etwas wie der Nobelpreis für Schulprojekte“, sagt Lehrer Günter Simon, der die Idee initiiert sowie seine Kontakte nach Wolgograd aktiviert hat und für das Projekt auch zwölf Jugendliche an seiner Schule begeistern konnte. Nicht zuletzt konnte er zahlreiche Sponsoren gewinnen — Stiftungen, die Sparkasse, die evangelische Kirche — um unter anderem die Reisekosten zu decken.

Ende 2012 waren die Neusser für eine Woche in Russland zu Besuch, das Programm mit Workshops, Projektwerkstätten, den Zeitzeugengesprächen oder der Arbeit am Schneidetisch war straff, die Sprachbarriere trotz Deutschunterricht an der Schule in Wolgograd erheblich.

Doch die Erlebnisse wogen das auf: „Eine Frau berichtete vom Krieg, wie sie ihren Mann verloren hat. Das war beklemmend“, sagt Kristina Kirschbaum (16). Aber auch das Leben in Russland hinterließ Eindruck: „Kaputte Straßen, Häuser, Schulen. Da weiß man erst, wie gut es uns hier geht“, erzählt Stefanie Stanossek (17).

Die entstandenen Filme sind von erstaunlicher Qualität. Maria Paulsen (16) befragt einen schimpfenden Russen, der sich gegen Migration ausspricht. Sanaa El-Khattouti (16) spielt in einer Sequenz „die Neue“, die von Mitschülern gemoppt wird.

Im März erfolgte der Gegenbesuch der Russen, danach ging es im Austausch per Mail an die Feinabstimmung der medialen Ergebnisse. Der Aufwand hat sich gelohnt. Das Projekt soll jetzt fortgesetzt werden, versichert Simon — auch wenn die Hauptschule seit diesem Jahr sukzessive ausläuft.

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