Dormagen: Vor dem Frühstück werden die Tiger gefüttert

Dressur: Zirkus gastiert in Dormagen: Ramona Althoff (18) ist Europas jüngste Dompteuse.

Dormagen. Ramona steht in der Küche und räumt auf. Hinter ihr setzen die Waschmaschinen zum Schleudergang an, am anderen Ende des Wohnwagens liegt Känguru Jackie dösend auf seinem Bett. Alltag für die 18-Jährige: Sie gehört zur Zirkusfamilie Althoff.

Ihr Tag beginnt meist gegen 7 Uhr: "Morgens gehe ich als erstes zu den Tigern und versorge sie", sagt Ramona. Die Tiere sind ihre große Leidenschaft. Acht Bengaltiger besitzt der Zirkus, und einen davon, Theissen, dressiert Ramona, die jüngste Dompteuse Europas: "Ich habe ihn mit der Flasche großgezogen, nachdem ihn seine Mutter nicht angenommen hatte", erzählt das zierliche Mädchen.

Jetzt ist sie für Theissen wie eine Mutter: "Er will gerne kuscheln und ist sehr anhänglich", beschreibt sie ihn. Dass er ein Raubtier ist, sei ihr immer bewusst: "Normalerweise bleiben sie immer auf Distanz. Das macht es so gefährlich, wenn man einen Tiger mit der Flasche großzieht: Die Grenze verschwindet."

Schon zweimal musste sie am Kopf genäht werden, weil seine Pranke sie erwischte: "Wenn die Tiger größer werden, leben sie ihren Jagdinstinkt aus." Das habe ihr manchmal schon Angst gemacht. Und dennoch ist es Ramonas größter Wunsch, eines Tages mehrere Raubtiere zu dressieren - so wie ihre Brüder, die mehrere Tiger und Löwen bändigen.

Angefangen hatte sie als Elfjährige mit Taubendressur. Wäre es nach ihrer Mutter gegangen, wäre Ramona auch dabei geblieben oder hätte etwas Artistisches gelernt: "Sie hatte zu viel Angst um mich." Dass sie sich doch noch hat überreden lassen, ist für Ramona ein einschneidendes Erlebnis gewesen. Hobbys hat Ramona nicht. Kein einziges fällt ihr ein, nur das eine: die Tiger.

Viel Freizeit bleibt ihr auch nicht. Der Wochenablauf ist genau durchstrukturiert: Montags Anreise, dienstags Aufbau der Zelte, Mittwoch Installation von Licht und Musik, donnerstags ist frei und Zeit, Futter und Stroh zu kaufen, am Wochenende sind die Vorstellungen. Bis sie den Realschulabschluss hatte, ging sie dreimal die Woche in die Zirkusschule, die mitreiste, und an den anderen Tagen in die Schule, wo sie sich gerade aufhielt. Etwas anderes als der Zirkus kommt für sie nicht in Frage: "Das will ich mein Leben lang machen." Immerhin reiht sie sich damit in eine Familientradition ein, die bis ins 17. Jahrhundert reicht.

“ Der Zirkus Althoff ist noch bis morgen auf dem Schützenplatz an der Walhovener Straße. Vorstellungen: Samstag um 15.30 und 19 Uhr, Sonntag um 11 und 15 Uhr.

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