Dormagen: Demonstration ohne Gewalt in der Geisterstadt

Sieben Personen nahm die Polizei während der Kundgebung des rechtsgerichteten Bündnisses Pro NRW fest.

Dormagen. Die Einzelhändler haben ihr Versprechen wahr gemacht. So ruhig hätten sie die Innenstadt noch nie gesehen, erklären Heinz, Silke und Maike Fasse. Vögel zwitschern in den Bäumen, an den Straßenecken stehen einzelne Polizeiposten.

Nichts in der Dormagener Innenstadt deutet auf eine massive Präsenz starker Einsatzkräfte hin, die jede gewaltsame Eskalation während der Kundgebung des rechtsgerichteten Bündnisses Pro NRW verhindern soll.

Murat Demircioglu, Geschäftsmann, schließt gerade seinen Laden. Er findet es vollkommen richtig, dass dem Bündnis keine Plattform geboten werde. Das Motto "Kein Auge und kein Ohr für Pro NRW" hatte Bürgermeister Heinz Hilgers (SPD) ausgegeben.

Simone Strunz-Kaleija hat ihr Geschäft mit Pressholzplatten schließen lassen. "Ich möchte mich nicht auf rechts oder links festlegen lassen. Wichtig ist nur, dass in diesem Fall eine Stadt zusammenrückt."

Auch das Ringcenter gegenüber ist mit Bauzäunen abgesperrt. Auf Höhe des Hauses Kölner Straße 112 werden ungebetene Gäste sogar mit einer Ultraschall-Anlage ferngehalten. "Huuuh! Das klingt aber schrill", reagiert eine ältere Dame auf den Ton.

"Ich hoffe, dass bis heute Abend alles wieder ruhig ist", erklärt Buchhändler Stephan Thönnessen, während drei Polizisten in schweren Kampfanzügen entspannt Eis-essend vorbeischlendern.

Gegen 14 Uhr sperrt die Polizei den Platz vor dem Rathaus ab. Einsatzfahrzeuge und Mannschaftsbusse mit abgedunkelten Scheiben parken ein. Um kurz vor 16 Uhr fahren an der Rückseite des Historischen Rathauses Kleinbusse und ein großer Lieferwagen unter Polizeischutz vor. Es sind die Demonstranten von ProNRW.

Hans-Willi Arnold, Sprecher der Polizei im Rhein-Kreis, wird ihre Zahl später mit 80 beziffern. Sie entrollen Fahnen. Nicht nur die deutsche, auch tschechische, österreichische und die italienische. Auf der Ladefläche des Lieferwagens wird eine improvisierte Bühne errichtet.

Inzwischen haben sich viele Demonstranten hinter den Absperrungen versammelt. Doch nach wie vor ist die Stimmung dort gelassen. "Wir wollen uns nicht prügeln", sagt Ahmed Alparslan. "Ich habe nur etwas dagegen, dass der Islam von diesen Leuten pauschal mit dem Terrorismus gleichgesetzt wird."

Zu diesem Zeitpunkt entscheidet die Polizei, die Absperrungen nicht, wie zwischenzeitlich geplant, zu öffnen. Arnold: "Jeder bekommt die Meinung des anderen hier zur Genüge mit. Die freie Meinungsäußerung ist also nicht beschnitten." Ein ohrenbetäubender Lärm der mittlerweile etwa 240 Gegendemonstranten aus Trillerpfeifen und Sprechchören hebt an, als der erste Redner zum Sprechen ansetzt. Gleichzeitig, es ist genau vier Uhr, erklingt das Glockenspiel der Rathausuhr.

Bis auf wenige Ausnahmen bleibt die Kundgebung unspektakulär. Vier Personen werden festgenommen, als sie die Bühne von Pro NRW stürmen wollten. In einem Fall wird dabei eine Flagge abgerissen. Drei Demonstranten verstoßen gegen das Vermummungsverbot. Hans-Willi Arnold zeigt sich am Abend nach dem Abrücken von ProNRW zufrieden. "Keine Vorkommnisse!"

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