Dormagen: Annäherungen an das Werk Bert Gerresheims

Eine Ausstellung im Kreismuseum zeigt, wie das Denkmal Friedrich von Saarwerdens entstand – von der Idee bis zur Skulptur.

Dormagen. Über Kunst lässt sich streiten. So auch über den haarfeinen Riss, der sich quer durch das Gesicht des Denkmals Friedrich von Saarwerdens in Zons zieht. "Viele Besucher glauben, es handelt sich um einen Gussfehler", berichtet Anna Karina Hahn, Mitarbeiterin im Zonser Kreismuseum. Dass dem nicht so ist, zeigt jetzt eine Ausstellung mit dem Titel "Annäherungen" im Foyer des Museums.

Die kleine Studioausstellung hält das, was der Name verspricht, zeigt, wie sich der Künstler Bert Gerresheim der historischen Figur Saarwerdens annähert. Sichtbar wird das in den ersten Skizzen, die der Künstler fertigte - nicht im Skizzenblock, sondern auf den Seiten der Fachliteratur, wie ein Ausstellungsstück in einer der Vitrinen zeigt:

Einige Zeilen in Sabine Picots Forschungsarbeit "Kurkölnische Territorialpolitik" hat der Künstler mit weichem Bleistift unterstrichen, auf der nächsten Seite ein erstes Porträt Saarwerdens gezeichnet. So treffe der Titel der Ausstellung im doppelten Sinne zu, sagt Museumsleiterin Angelika Riemann. "Gerresheim nähert sich der Skulptur an, die Besucher seinem Werk."

Gerresheim gestaltet seine Figuren Schicht für Schicht aus Wachs. Das Wachsmodell dient dann als Vorbild für den Bronzeguss. Einer der wenigen Arbeitsschritte, den das Museum nur in Ansätzen zeigen kann.

"Die Gießer schmelzen den Wachs aus der Form, übrig bleibt davon nichts", berichtet Hahn, die die Ausstellung konzipiert hat. Auf einem Bildschirm flimmern Fotos aus der Kunstgießerei Schmäke, deren Mitarbeiter auch für Tony Cragg arbeiten: Männer in Sicherheitsanzügen, die glühendes Metall in Formen füllen.

"Die Gießer müssen die einzelnen Stücke in Handarbeit nachziselieren", sagt Riemann. Dass dies eine Kunst für sich ist, wird auf den Fotos deutlich. Deutlich wird auch, dass der haarfeine Riss im Gesicht des Stadtgründers durchaus beabsichtigt war.

Noch vor der Skulptur entwarf Gerresheim eine Büste Saarwerdens - auch sie trägt die Fissur. "Der Riss verdeutlicht, wie schwierig es ist, eine Person mit unterschiedlichen Facetten in ein Bild zu fassen", erklärt Hahn. Und genau diese Brüche seien das, was das Werk Gerresheims so interessant mache.

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