Dormagen: „Es war damals normal, dass ich Zuhause blieb“

Frauentag: Drei Frauen über veränderte Frauenrollen und Wünsche für folgende Generationen.

Dormagen. Wie hat sich das Leben der Frauen entwickelt im Vergleich zu ihrer Großmuttergeneration und was wünschen sie sich für die nachfolgenden Generationen? Das war die Frage, auf die Besucherinnen des Frühschoppens in der Dormagener Kulturhalle zum Internationalen Frauentag gerne eine Antwort gaben.

"Ich gehöre noch zu einer Generation, die wie meine Großmutter anders gelebt hat", erinnert sich Heidi Ruetz, stellvertretende Vorsitzende des Partnerschaftsvereins mit der isrealischen Stadt Kiryat Ono. "Als ich 1967 geheiratet habe, war es normal, dass mein Mann arbeiten ging und ich Zuhause blieb, obwohl ich ein Pädagogikstudium absolviert hatte und zuvor meinen Lebensunterhalt selbst verdient habe." Im Verlauf ihrer Ehe habe sich viel geändert und ihre vier Kinder, darunter drei Töchter, habe sie ermuntert, einen Beruf zu ergreifen, in dem auch Berufliches und Familiäres vereinbar sind. Sie fordert von Unternehmen und vom Staat mehr Unterstützung. "Es darf nicht sein, dass Frauen Nachteile haben, nur weil Männer keine Kinder kriegen können."

Die Leiterin der Schulverwaltung, Ellen Schönen-Hütten, sagt: "Viele Frauen der Kriegsgeneration haben ihre Männer verloren und mussten sich und die Kinder allein versorgen. Durch ihre Stärke haben sie es geschafft, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Beide Generationen verbindet das Selbstbewusstsein und die Stärke, sich im Leben durchzusetzen." Ein Unterschied zu damals sieht sie vor allem in der Bildung. "Ich wünsche mir, dass die nachkommenden Generationen ihre Chance wahrnehmen, sich zu bilden, denn das kann ihnen keiner nehmen, kein Mann und kein Krieg."

"Hätte meine Oma früher die Möglichkeiten zu Bildung gehabt, hätte sie es sicher weit gebracht", ist sich Fatma Güneysu sicher. Sie ist die Tochter von Mehmet Güneysu, Ratsmitglied der Stadt im Integrationsrat. Ihre Oma habe in der Türkei weder lesen noch schreiben gelernt. Das habe sie sich mit etwa 60 Jahren selbst beigebracht. Fatma Güneysu hat Maschinenbau studiert. Diskriminiert trotz eines Männeranteils von 90 Prozent fühlte sie sich nie. "Ich denke, das ist eine Frage des Selbstbewusstseins", sagt die junge Frau. Wer sich als geistig gleichwertig zeige - sowohl in Verhalten als auch in der äußerlichen Wirkung - werde besser akzeptiert.

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