Die Liberalen wollen nicht mehr Teil der „Bürgerlichen“ sein

Eine Abstimmung zur Gesamtschule endet unerwartet, weil Politiker des Bündnisses gegen den eigenen Vorschlag stimmen.

Die Liberalen wollen nicht mehr Teil der „Bürgerlichen“ sein
Foto: ati

Dormagen. Es ist ein kleiner Polit-Krimi, der sich am Dienstag Abend im Ratssaal abspielt und an dessen Ende das Aus der „Bürgerlichen“ steht, dem Bündnis aus CDU, Zentrum und FDP. Gerade hat die CDU eine Sondersitzung des Stadtrates zum Thema Flüchtlingsunterkünfte ohne Absprache mit den Partnern durchgedrückt. Das ist der Moment, in dem FDP-Fraktionsvorsitzender Karlheinz Meyer sich Die Zustimmung der Fraktionsvorstandskollegen für das sofortige Verlassen des Bündnisses holt. In einer Sitzungsunterbrechung teilt er den Entschluss der Liberalen CDU-Fraktionschef André Heryschek mit. Prompte Bestätigung für die Richtigkeit des Vorgehens, so sehen es die Liberalen, erfahren sie, als sie mit der CDU als Speerspitze bei der Abstimmung über die Erweiterung der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule eine bittere Niederlage kassieren.

„Wir haben diese Sondersitzung nicht gewollt. Sie ist falsch“, sagt Meyer. Er kritisiert, dass sich die CDU bei beiden Themen auf eine Debatte mit der SPD eingelassen hat, anstatt sie mit der Stimmenmehrheit der „Bürgerlichen“ durchzubringen. Das Ziel, dass die FDP in diesem Bündnis erreichen wollte — „die Stärkung bürgerlicher Politik“ — habe nicht funktioniert, so Meyer.

Für das Zentrum ist klar: „Da hat die eigene Fraktion Heryschek im Stich gelassen“, sagt Fraktionschef Hans-Joachim Woitzik. „Der einzige Teil des Bündnisses, der zu funktionieren scheint, sind FDP und Zentrum.“ Woitzik will jetzt mit Heryschek sprechen, um zu hören, ob die CDU „noch ein verlässlicher Partner ist“.

Für die CDU und ihren Fraktionsvorsitzenenden Heryschek ist es der bitterste Moment in dieser Wahlperiode. Sie hat im Bündnis der „Bürgerlichen“ einen alternativen Vorschlag erarbeitet und will der Gesamtschule zunächst nur eine Containerlösung mit „zwei bis drei Klassen“ zusprechen, so Martin Seewald (CDU), der später auch von vier Räumen spricht, um ein Jahr darauf einen festen Anbau umzusetzen. Bis dahin soll der von Schulleiter Dirk Rimpler genannte Bedarf im Rahmen der neuen Diskussion um die Dormagener Schullandschaft verifiziert und auch die Verkehrssituation geprüft werden. Grünen-Chef Tim Wallraff bezeichnet die Argumentation der CDU als „Satire“. Bei der Abstimmung — es geht um den Vorschlag der Verwaltung, der auch von Schulleitung und Elternvertretern favorisiert wird, ab Sommer vier Schulklassen in Modulbauweise zu erstellen — erlebt das Bündnis ein Debakel: 25 Ratsmitglieder votieren in geheimer Abstimmung für diesen Vorschlag, 14 sind dagegen, bei fünf Enthaltungen. Weil die „Bürgerlichen“ mit 21 Stadtverordneten anwesend sind, haben sieben entweder für den Verwaltungsvorschlag gestimmt oder sich enthalten. FDP und Zentrum (jeweils drei Stimmen) versichern, dass sie sich an die Absprache gehalten und gegen den Verwaltungsvorschlag gestimmt haben.

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