Die klamme Regio-Bahn benötigt eine Finanzspritze

Dem kommunalen Verkehrsunternehmen geht das Geld aus. Davon betroffen sind die Städte Neuss und Kaarst sowie der Rhein-Kreis.

Neuss. Die kommunale Regio-Bahn war über Jahre hinweg das Vorzeigeobjekt unter den Verkehrsunternehmen hierzulande. Sie fuhr auf der Strecke von Kaarst nach Mettmann Überschüsse ein. Der Lohn: Sie sollte ihr Streckennetz bis nach Wuppertal verlängern. Doch nun ist Erfolgsgeschichte abrupt zu Ende — zumindest auf Jahre hinaus. Der chronisch unterfinanzierten Fahrbetriebsgesellschaft mbH ist das Geld ausgegangen. Die Gesellschafter müssen sechsstellige Summen nachschießen, um dem Betriebsbetreiber die Liquidität zu erhalten, andernfalls droht in letzter Konsequenz die Insolvenz. Da der Rhein-Kreis Neuss und die Stadt Kaarst zu den Gesellschaftern zählen, werden auch sie zur Kasse gebeten. Dabei geht es um sogenannte Garantieleistungen in Höhe von 900 000 Euro (Rhein-Kreis) und 440 000 Euro (Kaarst).

Die Geschäftsleitung der Regio-Bahn Fahrbetriebsgesellschaft mbH räumte gestern Abend auf Anfrage „finanzielle Engpässe“ ein, die „mittelfristig“ aufgrund von Betriebsausfällen — bedingt durch Bauaktivitäten auf Streckenabschnitten der Deutschen Bahn AG — eintreten könnten. Gleichzeitig müsse das Unternehmen Investitionen tätigen und Vorlaufkosten für den Anschlussvertrag von 2019 bis 2021 (Betrieb von Mettmann Stadtwald bis Wuppertal) und von 2021 bis 2036 (Betrieb vom Kaarster See bis nach Wuppertal) tragen. Im Ergebnis kommt das Unternehmen zu dem Schluss: „Die Geschäftsfähigkeit der Regio-Bahn Fahrbetriebsgesellschaft ist aktuell in keiner Weise eingeschränkt.“

Die kommunalen Träger, zu denen auch noch die Stadt Düsseldorf und der Kreis Mettmann gehören, haben der Finanzspritze bereits in der Gesellschafterversammlung zugestimmt, allerdings unter dem Vorbehalt, dass die zuständigen Gremien der betroffenen Kommunen die Transfermittel auch genehmigen. Der Rhein-Kreis Neuss wird sich offenbar nicht verweigern. Die Verwaltungsvorlage passierte jetzt mit breiter Mehrheit den Kreisausschuss, so dass der Kreistag die Dringlichkeitsentscheidung in seiner Sitzung in der kommenden Woche nur noch bestätigen muss.

Nach Auffassung von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke schlagen die Kreistagsabgeordneten damit den richtigen Weg ein. „Das Geld ist ja nicht verloren“, sagt der Chef der Kreisverwaltung und meint damit, dass frisches Geld benötigt werde zur Einzahlung in die Kapitalrücklage, zur Zwischenfinanzierung und als Bürgschaft — nicht aber um Finanzlöcher zu stopfen. Er gehe davon aus, dass die Regio-Bahn in einigen Jahren wieder Überschüsse erwirtschaften werde. Das könnte nach Expertenmeinung im Jahr 2020 oder ein Jahr später der Fall sein. Der Rhein-Kreis ist offenbar daran interessiert, die Regio-Bahn für die Zukunft neu aufzustellen, denn mit mehr als 22 000 Fahrgästen täglich, wird das Verkehrsunternehmen sehr gut angenommen und ist auch erfolgreich.

„Es ist das erste Mal, dass wir unsere Gesellschafter um Geld bitten müssen“, sagt der Vorsitzende des Aufsichtsrates, der Kaarster Christian Will (81, CDU). Der langjährige Kreistagsabgeordnete muss es ja wissen, denn er gilt als „Motor der Regio-Bahn“ und ist seit der Gründung 1992 im Amt. Betroffen ist auch die Stadt Neuss, die über ihre Stadtwerke an dem Infrastruktur-Unternehmen Regio-Bahn GmbH mit 11,6 Prozent beteiligt ist. Die Stadtwerke sollen sich bereit erklärt haben, sich an der Bürgschaft zu beteiligen, wenn die „Bedingungen stimmen.

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