Die geheimnisvolle Aura der „Mini-Vampire“

Fledermaus-Fans informierten sich an der Erft über die Säugetiere und deren Lebensart.

Grevenbroich. Ist es ein Vogel? Nein, es ist eine Fledermaus, die da in der Dämmerung über die Erftoberfläche saust, um gleich wieder im Schatten zu verschwinden. Es dauert nicht lange, bis der nächste Flugakrobat wie aus dem Nichts auftaucht, angekündigt nur durch das Knattern des Fledermaus-Detektors.

Das Gerät wandelt die Ultraschall-Rufe der Tiere in Geräusche, die auch der Mensch hören kann. Bei einer Fledermaus-Exkursion im Stadtpark erwies es sich jetzt als äußerst nützlich.

Mitgebracht hatte es Michael Stevens, Leiter der Biostation in Knechtsteden, der gemeinsam mit Rolf Behrens von der BUND-Ortsgruppe Grevenbroich die Exkursion leitete. "Es ist die erste Veranstaltung dieser Art und gleich ein durchschlagender Erfolg", freute sich Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack, der die Exkursion mit den Naturschützern organisiert hat.

Mit 30 Teilnehmern war der Abend komplett ausverkauft, mehr noch: "Wir hatten genug Interessenten für drei Veranstaltungen." Weitere Termine sind in Vorbereitung.

Ihr Ruf als Blutsauger hat sie im Mittelalter zum Schrecken der Nacht gemacht, und auch heute noch ranken sich gespenstische Sagengeschichten um die kleinen Flattertiere. "Die nächtliche Lebensweise und ihre Flugkünste verleihen Fledermäusen immer noch eine geheimnisvolle Aura", sagt Stevens. Vor allem Kinder begeistern sich für die "Mini-Vampire", die gar kein Blut trinken - jedenfalls nicht die heimischen Arten.

Längst haben Fledermäuse auch das Interesse der Naturschützer geweckt. Denn alle 16 in NRW vorkommenden Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Setzten den Beständen in den 60er Jahren giftige Holz- und Pflanzenschutzmittel zu, waren es später übergründliche Sanierungsmaßnahmen an alten Gebäuden. Wo selbst kleinste Fugen und Mauerritzen dichtgemacht wurden, gingen unzählige Fledermaus-Quartiere verloren.

Zum Glück beobachten Naturschützer wie Stevens und Behrens seit den 90er Jahren ein Umdenken. Beim Ausbau von Kirchtürmen und alten Dachstühlen wendet man heute fledermausfreundliche Techniken an. Mancherorts wachsen die Bestände sogar wieder ein wenig.

Als vergleichsweise gutes Fledermaus-Revier präsentierte sich der Grevenbroicher Stadtpark der Exkursionsgruppe. Allein an der Weberbrücke beobachteten sie bis zu fünf Tiere gleichzeitig, darunter Zwergfledermäuse und eine Wasserfledermaus. Kein Wunder, wimmelt es an der Erft doch in der Dämmerung von frisch geschlüpften Zuckmücken und Eintagsfliegen.

Und genau die locken die Jäger der Nacht an, denn jetzt legen sie Fettreserven für den Winter an. Wo die Tiere die kalte Jahreszeit verbringen und wie viele hier leben, wollen Michael Stevens und sein Team noch herausfinden. Dazu sammeln sie Beobachtungen von Bürgern.

“ Kontakt: Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss, Infos unter 202133/50230.

www.biostation-neuss.de

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