Deutlich mehr Zulauf in der Drogenberatung

Norbert Bläsing setzt auf Präventivberatung den Kontaktladen und Intensivbetreuung.

Neuss. Die Zahlen erschrecken auf den ersten Blick. 1.412 Besuchsgespräche gab es 2009 im Kontaktladen "Come in" der Jugend- und Drogenberatungsstelle Neuss. 567 mehr als im Jahr zuvor.

"Doch das ist kein Anlass zur Sorge", sagt deren Chef Norbert Bläsing. Die Zunahme der Gespräche sei lediglich ein Indiz dafür, dass sich das Angebot des Come in, in dem Drogen- und Suchtgefährdete erste Kontakte zu den Beratern knüpfen, etwas trinken oder ihre Wäsche waschen können, herumgesprochen habe.

Auf drei Säulen baut der neue Leiter der Beratungsstelle seine Arbeit. Auf die die Präventivberatung, bei der mit Schulen und Kommunen im Rahmen von Projekten zusammengearbeitet wird, auf den Kontaktladen "Come in" und die Intensivbetreuung, .

Die Intensivbetreuung bietet ein Angebot für Abhängige oder deren Angehörige. 405 Personen machten 2009 davon Gebrauch, drei Viertel von ihnen Männer. "Frauen neigen eher dazu, Tabletten zu nehmen oder zu essen, kommen seltener mit illegalen oder harten Drogen in Kontakt", erklärt Petra Krauß, stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle.

Tatsächlich, so zeigt ein Blick in die Statistik, sind in Neuss Probleme mit Drogen überwiegend Probleme von jungen Menschen ohne Schulabschluss und Ausbildung. 6 Prozent der Klienten sind unter 18Jahre alt, die Mehrheit der Besucher ist männlich 46 Prozent - oder 188 Einzelfälle - sind zwischen 18 und 29 Jahre alt. 60 Prozent der Hilfesuchenden haben keinen Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss, 6 Prozent haben Abitur. 27 Prozent der Betroffenen haben einen Migrationshintergrund.

Den deutlichen Erfolg der Kontaktgespräche im Come in führt Bläsing vor allem darauf zurück, dass dort erste Kontakte ohne Zwang geknüpft werden können. "Danach können weitere Beratungsmaßnahmen abgesprochen werden." Weil Anonymität verbindlich sei, fehlen konkrete Zahlen, ob die Ratsuchenden Neusser sind oder mitunter auch aus anderen Städten kommen.

Gleichzeitig warnte Norbert Bläsing davor, in der Sucht- und Drogenberatung auf schnelle Erfolge zu setzen: "Diese Menschen finden nicht mal eben aus der Abhängigkeit heraus. Das ist ein Prozess, der manchmal Jahre andauert." Er selbst messe daher den Beratungserfolg in sehr kleinen Schritten: "Da kann es ein Erfolgserlebnis sein, wenn jemand nach einem ersten Gespräch zu einem zweiten zurückkommt."

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