Déjà-vu für den tragischen Helden

Nachdem er im Einzelwettbewerb glänzte, patzte Max Hartung mit der Mannschaft — wie vor einem Jahr.

Déjà-vu für den tragischen Helden
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Dormagen. Alles hätte so schön sein können. Am letzten Tag der im serbischen Novi Sad ausgetragenen Europameisterschaften schickte sich die deutsche Herrensäbel-Mannschaft mit Einzel-Europameister Max Hartung, Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Richard Hübers (alle TSV Bayer Dormagen) an, ins Finale einzuziehen. Gegen den WM-Dritten Italien führten die Schützlinge von Trainer Vilmos Szabo vor den beiden abschließenden Gefechten deutlich mit 35:28, verloren dann aber noch mit 44:45 und mussten sich schließlich mit Bronze zufrieden geben. Vor zwölf Monaten in Tiflis war Deutschland den Italienern ebenfalls in der Vorschlussrunde mit 39:45 unterlegen gewesen.

Ein Déjà-vu-Erlebnis, vor allem für Max Hartung, der wiederum die ungeliebte Rolle des tragischen Helden übernahm: Schon bei der Heim-WM vor einem Jahr in Leipzig hatte der 28-Jährige im Achtelfinale gegen Frankreich im Duell mit Vincent Anstett einen 40:27-Vorsprung hergegeben. Am Donnerstag geschah das: Nach dem 45:38 im Viertelfinale gegen den WM-Siebten Frankreich sah es auch gegen die „Azzuri“ lange nach einem deutschen Erfolg aus. Zwar war Matyas Szabo mit einer 2:5-Niederlage gegen Enrico Berrè in die Auseinandersetzung gestartet, doch mit seinem 8:2-Erfolg im zweiten Kampf über Luca Curatoli zur 10:7-Führung sorgte Benedikt Wagner für die Initialzündung. In der Folge bauten Hartung (5:1 gegen Luigi Samele), Wagner (5:4 gegen Berrè), Szabo (5:3 gegen Samele) und noch mal Hartung (5:4 gegen Curatoli) den Vorsprung auf 30:19 aus. Dass Wagner danach Samele mit 5:9 unterlag, schien nicht weiter tragisch, übergab er doch mit einer immer noch komfortablen 35:28-Führung an Hartung.

Was sollte da noch passieren? Hatte der Europameister auf dem Weg zur Titelverteidigung drei Tage zuvor nicht gegen Olympiasieger Áron Szilágyi (15:14), den Georgier Sandro Bazadze (15:14) und im Finale gegen den Russen Kamil Ibragimov (15:12-Sieg nach 9:12-Rückstand) noch mit außergewöhnlicher Nervenstärke geglänzt? Doch im Zweikampf mit Berrè brach der Dormagener komplett ein, schickte nach einem 4:12-Debakel seinen Vereinskollegen Matyas Szabo mit einem 39:40-Rückstand ins letzte Gefecht. Und der 26 Jahre alte Sohn des Bundestrainers war auf dem besten Weg, das Ruder noch einmal herumzureißen, lag er gegen Curatoli doch schon mit 44:43 vorne. Nach zwei Treffern in Folge jubelte indes der Italiener. Dass sich Deutschland im Anschluss mit einem 45:43-Erfolg über den WM-Sechsten Rumänien Bronze holte, war darum nur ein schwacher Trost.

Sportdirektor Sven Ressel sprach in seinem Fazit von „einer sehr durchwachsen EM“. Auf der Haben-Seite stehen Gold durch den im Einzel unwiderstehlichen Max Hartung sowie Bronze durch den Offenbacher Richard Schmidt mit dem Degen und das Säbel-Quartett. Damit haben die Jungs vom Höhenberg immerhin zwei Drittel der von der deutschen Equipe eingebrachten Medaillen geholt.

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