Das „Schneckenhaus“ hat wohl eine Zukunft

Obwohl dort keine Tiere mehr behandelt werden, soll die Umweltstation erhalten werden.

Das „Schneckenhaus“ hat wohl eine Zukunft
Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Das, was Grevenbroich hat, haben deutschlandweit nicht viele Städte: Einen Ort, an dem es sich besser und nachhaltiger lernen lässt, als in jedem Biologie-Klassenzimmer — mitten in der Natur, in der Innenstadt. Deshalb soll das „Schneckenhaus“ als Umweltzentrum und Standort des sogenannten Grünen Klassenzimmers auch erhalten bleiben — jedenfalls, wenn es nach dem Wunsch der Stadt geht. „Der Wegfall der Wildtierauffangstation hat uns zum Umdenken gezwungen“, sagt Klaus Gähl, Fachdienstleiter für Umweltschutz. „Heute setzen wir den Fokus auf die Bildung.“

Aber reicht das aus? Die UWG-Fraktion im Stadtrat hat sich unlängst Gedanken über die Zukunft der hölzernen Bio-Station gemacht. 1995 wurde sie als Informationszentrum des Landes NRW eingerichtet, ein Jahr später zog dort Umwelt-Experte Norbert Wolf mit seinem Team ein. Seither wurden in der „Schnecke“ und auf dem angrenzenden Gelände verletzte Wildtiere aufgepäppelt und jährlich hunderte von Kindern in Sachen Natur und Umwelt geschult. Bis 2013. Damals stoppte das Kreisveterinäramt die Aufnahme von Wildtieren und begründete die Maßnahme unter anderem mit hygienischen Mängeln.

Die Aufnahme von Tieren im Schneckenhaus, heißt es jetzt in der Anfrage der UWG, werde wohl auch künftig nicht mehr möglich sein. Was geschieht also mit den Mitarbeitern? Was geschieht mit dem Gebäude? Aus der Sicht von Norbert Wolf stehen die Dinge nach wie vor gut: „Unsere Arbeit steht jetzt zwar nicht mehr so im Fokus der Öffentlichkeit. Aber sie findet natürlich trotzdem statt. Die Besucherzahlen unserer Vortragsreihen sprechen für sich.“

81 Mal, sagt Wolf, haben er und sein Team, das vornehmlich aus Ralf Dietrich und aktuell fünf Bufdis besteht, in diesem Jahr bereits über Naturschutzthemen informiert — vor circa 1600 Teilnehmern. „Genau genommen mussten wir auch gar nicht groß umdenken, denn an unserem Auftrag, den Menschen den Naturschutz näherzubringen, hat sich ja nichts geändert“, betont Wolf. Das „Schneckenhaus“ sei als Grünes Klassenzimmer konzipiert gewesen. „Dann kamen die Wildtiere und beides lief parallel. Jetzt setzen wir wieder einen anderen Schwerpunkt. Das, was wir hier machen, ist ein wichtiges Standbein des lokalen Naturschutzes.“

Marion Kschammer und Wolfgang Hübner, beide Lehrer an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, unterstreichen das. Die Pädagogen kommen regelmäßig mit ihren Klassen und Kursen ins „Schneckenhaus“. „Das, was die Schüler dort in der Praxis über die Natur lernen, vergessen sie nie wieder“, sagt Kschammer. „Lernen mit allen Sinnen“, nennt das Thomas Krauß. Er ist Lehrer an der Mosaikschule und Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Grevenbroich. Weil das „Schneckenhaus“ als reiner Vortragsraum für größere Gruppen zu klein ist, hat sein Verein auf dem Gelände ein Imkerhaus gebaut. „Wir stellen den Raum als Grünes Klassenzimmer zur Verfügung“, sagt er. „Und es gibt einen Lehrbienenstand.“

Ralf Dietrich bietet dort seit kurzem eine Bienen-AG an. Ein Gerätehaus hat er in Eigenleistung gebaut. „Von der Hardware her sind wir gut aufgestellt, die Software machen wir selber“, sagt Norbert Wolf. „Auch unsere Personalkosten sind vergleichsweise gering. Natürlich steht auch das ,Schneckenhaus’ immer wieder auf dem Prüfstand, aber ich sehe das als Investition — in die Bildung.“

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