Das Ende der Neusser Energie-Idee

Hummel-Energie wollte ein grundlastfähiges Kraftwerk auf Basis nachwachsender Rohstoffe entwickeln — Insolvenz.

Neuss. Sie wollten das Thema regenerative Energien von der Spitze aus weiterentwickeln — und sind gescheitert: Mit dem Insolvenzantrag der Hummel-Energie Service GmbH wird derzeit der letzte Schritt zur Liquidierung eines Unternehmens eingeleitet, das 2007 mit dem Willen antrat, im Neusser Hafen das weltweit erste grundlastfähige und damit verlässliche Kraftwerk auf Basis regenerativer Energien aufzubauen. Zehn Jahre später machen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung den Gang zum Insolvenzgericht nötig. Die Firma Hummel-Energie wird, wie Geschäftsführer Andreas Böker betont, „am Markt nicht wieder auftauchen“.

Zum Insolvenzverwalter wurde der Düsseldorfer Rechtsanwalt Paul Fink bestellt. Er soll helfen, letzte Außenstände, auf die das Finanzamt bei einer Nachprüfung gestoßen war, im Zuge dieses Verfahrens einzutreiben. Nach Angaben der Geschäftsführung geht es um Forderungen in Höhe von rund 400 000 Euro, die bisher von der niederländischen Argos-Gruppe nicht anerkannt werden. Sie war einst Partner von Böker und seinen Geschäftspartnern Jochen Lippert und Stefan Ofcarek — und einziger Auftraggeber der Service GmbH. „Wir wollen am Ende nicht noch Geld dazugeben“, sagt Böker, der die Gesellschaft eigentlich in Ruhe abwickeln wollte.

Geschäftsidee der drei Unternehmensgründer war der Betrieb von 30 Minikraftwerken, die in ihren Generatoren Palmöl verbrannten und dabei Strom erzeugten. Verlässlicher Strom aus nachwachsenden Rohstoffen — unabhängig von Wind oder Sonne. Geldgeber und Partner bei diesem innovativen Ansatz war die Argos Deutschland GmbH, ein Tochterunternehmen der niederländischen Argos-Gruppe, die inzwischen zum größten Ölhändler Westeuropas aufgestiegen ist.

Einzige produzierende Einheit in diesem Handelskonzern waren die Neusser. Doch in der Rotterdamer Argos-Zentrale verlor man das Interesse an dem Projekt. Nur bis Ende 2012 produzierten die Neusser an der Duisburger Straße wirklich Strom. Durch Gründung der „Service GmbH“ versuchten die Gründer, auf Rechnung der „Argos“ den Betrieb fortzusetzen und vor allem die Mitarbeiter bei der Stange zu halten. Doch 2014 gingen die letzten Beschäftigten.

Zur Entscheidung bei Argos, kein produzierendes Unternehmen sein zu wollen, kamen andere Probleme. Der „Brennstoff“ Palmöl, dessen massenhafte Produktion von Umweltverbänden kritisiert wird, geriet in Misskredit. Die „Hummeln“ hätten bis Ende 2016 mit diesem Sprit betrieben werden können, doch der Versuch, sie ab 2012 auf Erdgasbetrieb umzurüsten, kam über das Versuchsstadium nicht hinaus. Hinzu kam, dass der Wirkungsgrad zu gering blieb, da viel der eingesetzten Energie als Wärme verpuffte. Der Versuch, im Hafen Abnehmer dafür zu finden, scheiterte. Die Stadtwerke, mit denen schon über ein Nahwärmenetz Hafen verhandelt worden war, entwickelten daraufhin mit der Ölmühle Sels eine kleine Lösung.

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