Bürger können Wildtieren helfen

Der Nabu appelliert an die Kaarster, ein Aussterben zu verhindern.

Bürger können Wildtieren helfen
Foto: dpa

Kaarst. Um Tiere in freier Wildbahn zu beobachten, muss man keine Safari buchen: „Im Kaarster Stadtgebiet leben Marder, Iltisse, Füchse und Rehe“, sagt Ulrike Silberbach, ehemalige Biologielehrerin am Georg-Büchner-Gymnasium und Mitglied im Naturschutzbund (Nabu) Kaarst. Aber das seien scheue Nachttiere und deshalb nur selten zu sehen. „Eichhörnchen und Eichelhäher schon eher“, erklärt die Naturliebhaberin. Am einfachsten ist noch die Beobachtung von Wildvögeln: Blau- und Kohlmeisen, diverse Finkenarten, Sperlinge und Amseln. „Leider ist die Population sehr stark zurückgegangen“, bedauert Silberbach. Grund dafür ist das durch Stechmücken übertragene Usutu-Virus, das für Vögel eine meist tödliche Wirkung entfaltet.

„Umso wichtiger ist es jetzt, die noch lebenden Tiere durch Fütterung heil über den Winter zu bringen und für große Reinlichkeit am Futterplatz zu sorgen, damit das Virus nicht weiter übertragen werden kann“, erklärt Silberbach. Um Vögeln das weitere Überleben zu sichern, empfiehlt sie die naturnahe Gestaltung des Gartens als Rückzugsraum: nicht das gesamte Laub entfernen und einheimische Pflanzen wie Margariten und Ringelblumen säen. Das gelte auch für öffentliche Parkanlagen. Dort erarbeitet der Nabu gemeinsam mit den Grünen derzeit Vorschläge zur Ansiedlung von Wildblumeninseln im Rathauspark, um vom Aussterben bedrohte Schmetterlinge und Wildbienen einen Lebensraum zu bieten. Die zweite große Gruppe der Kaarster Tiere sind die der „offenen Feldflur“: Rebhühner, Kiebitze und Fasane. „Es gibt so eine offene Feldflur von vier Hektar Größe zwischen Büttgen und Dierkes als Kompensationsfläche der Stadt Kaarst“, erklärt die Biologin. Diese Fläche werde nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet und böte für viele Tiere Nist- und Rückzugsmöglichkeiten.

Dagegen sei der Grünzug zwischen K 37 und Bruchweg ein Desaster: zwar habe die Stadt dafür gesorgt, dass Blumenwiesen ausgesät wurden, diese verschwanden aber durch falsches Mähen. „Damit verhindert man den Lebensraum für Wildtiere“, erklärt Silberbach.

Auch das falsche Beschneiden von Hecken sei das Todesurteil für viele Spatzen. Um den Bestand von Rehen, Fasanen und Hasen im Vorster Wald zu erhalten, müsse man auf die Einhaltung von Ruhezonen achten und den Tieren genügend Rückzugsmöglichkeiten schaffen: „Die Wege im Vorster Wald werden von vielen Spaziergängern vor allem mit frei laufenden Hunden genutzt. Die Wildtiere fühlen sich gestört und können sich nicht genug Reserven für den Winter anfuttern“, erläutert sie. Hier müssen die Bürger für mehr Ruhe sorgen.

Silberbach weist auf die Steinkäuze hin, die sich nach Anbringung entsprechender Kästen angesiedelt haben. „Sie finden nicht genug Futter“, bedauert sie. Außerdem strebt der Nabu in diesem Jahr eine Zusammenarbeit mit den Bauernhöfen der Region an: Feldsperlingskästen sollen aufgehängt und dauerhafte, gut zu pflegende Bereiche geschaffen werden — wie etwa wild bleibende Hecken.

Wichtiger nächster Termin: die „Stunde der Wintervögel“ vom 6. bis 8. Januar, bei der jeder aufgerufen ist, eine Stunde lang Vögel im Garten oder Park zu zählen.

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