Bauverein investiert 230 Millionen

Der Bauverein plant 750 Wohneinheiten bis 2019, davon zwei Drittel im Niedrigpreis-Segment.

Neuss. Die Rahmenbedingungen für den sozialen Wohnungsbau waren noch nie so günstig. Davon ist Frank Lubig überzeugt, der Vorstandsvorsitzend des Neusser Bauvereins. In Zeiten niedriger Zinsen laufe insbesondere das Geschäft mit Bauträgern sehr gut, das nahezu konstitutiv für die Aufgaben des Bauvereins ist. Lubig reagiert damit auf Forderungen von Politikern, sich auf das Kerngeschäft zu besinnen, anstatt teure Wohnungen, etwa an der Schillerstraße, zu vermarkten.

Doch beide Säulen korrespondieren: „Die Instandhaltung unserer Wohnungen kostet jährlich etwa neun Millionen Euro und wird mittels des Bauträger-Geschäfts finanziert“, erklärt Frank Lubig. Weil 60 Prozent der Wohnungsbestände vor den 1970er Jahren gebaut wurde, sei eine ständige Modernisierung erforderlich — im Sinne der Lebensqualität in den sozialen Wohnungsbauten. Das dafür benötigte Geld wird mit dem Bauträger-Geschäft erwirtschaftet.

Das städtische Tochterunternehmen würde gerne mehr preiswerten Wohnraum schaffen, betonte Lubig mit Blick auf eine Studie, in der ein großer Mangel an solchen Wohnungen in Neuss benannt wird. Aber die Stadt müsse die Voraussetzungen schaffen. „Wir brauchen Grundstücke und schnell geschaffenes Baurecht“, sagt Lubig.

An eine ebenfalls in der im Planungsausschuss diskutierten Studie geforderte Investorenvielfalt glaubt er nicht. Im sozialen Wohnungsbau lasse sich kein Geld verdienen, er sei unattraktiv für private Investoren. Der Bauverein verstehe sich jedoch als „Sozialträger“, sagt Lubig und macht der Privatwirtschaft ein Angebot: Wer auch immer das Quartier auf dem Alexius-Areal entwickelt — „wir stehen als Partner für den sozialen Wohnungsbau bereit.“

Lubig wehrt sich gegen Vorhaltungen, der Bauverein sei nicht aktiv genug. Bis 2019 sind Ausgaben in Höhe von 230 Millionen Euro für neue Wohnhäuser und die Instandhaltung bestehender Objekte vorgesehen. 750 Einheiten sind in den nächsten Jahren im Bau — davon 500 besonders günstige Wohnungen mit einer Kaltmiete von unter fünf Euro pro Quadratmeter. Etwa eine Anlage in Weckhoven an der Hülchrather Straße für drei Millionen Euro. Statt der dort bisher 146 Wohnungen gibt es nach Abriss 220: „Wir schaffen mehr Wohnraum durch Neubau und Verdichtung“, erklärt Lubig. Überall gilt: „Bauen reicht nicht aus. Die Quartiersarbeit ist ganz wichtig“, so Lubig.

Der Bauverein finanziert daher mit circa 600 000 Euro jährlich für seine 20 000 Mieter eine Sozialbetreuung, Quartiersbüros und etwa den „Beratungsbus“ der Caritas. Monostrukturen sollen vermieden werden. Neben den geförderten Wohnungen in Weckhoven sind dort 22 frei finanzierte Einfamilienhäuser für eine „lebendige Nachbarschaft“ geplant.

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