Bauern können Glasfaserkabel selbst verlegen

Im CDU-Agrarausschuss stellte Marcel Schulze Bomke-Vossschulte eine erfolgreiche Idee vor.

Bauern können Glasfaserkabel selbst verlegen
Foto: Kirchner

Kaarst. Man mag nicht auf den ersten Blick darauf kommen, aber auch in der Landwirtschaft gewinnt ein schneller Internetzugang rapide an Bedeutung. Leider kommt die Anbindung des ländlichen Raums oftmals nur zögerlich voran. Wie der gewünschte Zugang forciert werden kann, war jetzt das Hauptthema beim CDU-Agrarausschuss in „Johnens Tenne“.

Der Vorsitzende des Ausschusses, Johannes Küppers, hatte eingeladen, und gekommen waren unter anderem Kreisdirektor Dirk Brügge, Marina Cabibbo als Projektentwicklerin für die kooperativen Breitbandausbau im landwirtschaftlichen Bereich im Rhein-Kreis Neuss, sowie Marcel Schulze Bomke-Vossschulte, Kaarster Kommunalpolitiker, Rechtsanwalt und Eigentümer eines Hofes im Münsterland. Er berichtete ausführlich, wie die Landwirte dort das Problem einfach selbst in die Hand genommen und mit Unterstützung von Gemeinde und Kreis gelöst haben.

„Die Landwirtschaft braucht Wasser, Strom und schnelles Internet“, erklärte Bernd Lüttgens, stellvertretender Geschäftsführer des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes. Auf die Höfe werde nämlich ein enormes Datenmanagement zukommen, beispielsweise im Zusammenhang mit einer punktgenauen, exakt dosierten Düngung. Viele Landwirte nutzten darüber hinaus das Internet für die Vermarktung ihrer Produkte. Schnelles Internet sei ein Stück Zukunftsfähigkeit. Dirk Brügge erklärte: „Die Zukunft sieht digital aus. Wir wollen die heimischen Landwirte auf dem Weg in diese Zukunft begleiten.“ Seine Mitarbeiterin Marina Cabibbo sagte, sie hoffe, „dass wir Glasfaser auf all’ Ihre Höfe bringen können“. Dabei wird von den Landwirten allerdings auch die Erbringung von Eigenleistungen erwartet.

Sehr detailliert schilderte Schulze Bomke-Vossschulte, wie gut so etwas in der Praxis klappen kann: „Wir hatten entschieden, auf Fördergelder zu verzichten, um schneller voranzukommen.“ Die Umsetzung habe von September 2016 bis März 2017 gedauert, alle Betroffenen haben sich ehrenamtlich eingebracht, als es um die Verlegung der Leerrohre bis auf die Höfe ging, Kosten entstanden unter anderem durch Versicherungen und die Ausleihe von Kleinbaggern. Bauern, die ihre Traktoren zur Verfügung stellten, bekamen die Betriebskosten für diesen Einsatz erstattet.

Schulze Bomke-Vossschulte nannte konkrete Zahlen: „Jeder der 140 Haushalte musste 1400 Euro für den Anschluss bezahlen, ein Passivanschluss, der jederzeit aktiviert werden kann, schlug mit 1000 Euro zu Buche.“ An „Buddelkosten“ fielen pro Haus beziehungsweise Hof 600 Euro an, unabhängig davon, wie weit die Immobilie von den Hauptsträngen entfernt ist. Eine Versicherung sei eine gute Idee gewesen. „Während der Arbeiten in 1,30 Meter Tiefe wurde achtmal ein Kabel der Telekom beschädigt“, sagte Schulze Bomke-Vossschulte. Was durch diese Aktion nicht beschädigt, sondern gestärkt wurde: Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Dorf. Dirk Brügge erklärte, warum das Engagement der betroffenen Hofbesitzer so wichtig ist: „Mit dem Breitbandprogramm des Bundes kommen wir nicht an die Höfe ran und der Rhein-Kreis hat keine Mittel zur Förderung dieser Maßnahme.“

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