Ausstellungen statt Leerstand in der City

Einige leerstehende Geschäfte zeigen Kunst und Produkte statt gähnender Leere. Der Werbering begrüßt die kreative Raumnutzung.

Grevenbroich. Leerstände in der City — ein leidiges Thema, das jetzt auch den Hauptausschuss beschäftigte. Auf Antrag der FDP beschlossen die Politiker ein „Leerstands-Kataster“, mit dessen Hilfe verwaiste Flächen wiederbelebt werden sollen. Zunächst sollen freie Flächen in der Innenstadt (und auch in Gewerbegebieten) aufgelistet werden, um sie dann auf Messen, per E-Mail oder Brief potenziellen Interessenten anzubieten. „Die Leerstände zeigen, dass die Maßnahmen der städtischen Wirtschaftsförderung nicht kreativ genug sind“, sagte FDP-Fraktionschef Markus Schumacher.

Abseits der Politik wird die Situation ebenfalls mit Sorge betrachtet. „Das Problem ist, dass die Leerstände auf den Bereich an der Kölner Straße fokussiert sind“, sagt Werbering-Chef Heiner Schnorrenberg. Er und Ratsfrau Ulrike Oberbach („Mein Grevenbroich“) sehen aber auch eine positive Neuerung: Einige nicht vermietete Ladenlokale werden inzwischen als Ausstellungsflächen genutzt. „Ein schönes Beispiel dafür ist die Galerie ,E1’, die jetzt in das durch den Wegzug von ,nanu nana’ frei gewordene Objekt an der Kölner Straße gezogen ist. Ein echter Hingucker“, meint Oberbach.

Darüber hinaus gibt es bisher zwei Ladenlokale, die nicht nur gähnende Leere oder blickdichte Folie zu bieten haben. An der Kölner Straße sind in einem Schaufenster allerlei Gartengeräte zu sehen. Die Outdoor-Liege, Hochdruckreiniger und unterschiedliche Grills passen zum Frühlingswetter. In der Coens-Galerie ist in den früheren Friseurladen die Kunst eingezogen: Bunte Bilder stehen auf Staffeleien hinter der Glasscheibe. „Temporäre Nutzung ist ein probates Mittel gegen Leerstands-Tristesse. Und eine Möglichkeit, Objekte wieder in die Vermietung zu bekommen. Denn mit dieser Zwischennutzung werden Ladenlokale sozusagen wachgeküsst“, sagt Ratsfrau Ulrike Oberbach.

Zustimmung für die alternativ genutzten Ladenlokale gibt es vom Werbering. Wenn es keine Händler gebe, sei diese Art der Verwendung ein vernünftiges Instrument, um die leeren Schaufenster zu füllen. „Vielleicht können wir die Grevenbroicher Innenstadt so weiter lebendig halten“, sagt Schnorrenberg.

Die Chancen für den „Patienten“ stünden nicht schlecht. „Wir hoffen, dass sich die Situation langfristig wieder ändert“, sagt der Vorsitzende des Werberings. Grund für diese Hoffnung sind einige Besichtigungen, die es in den vergangenen Wochen gegeben haben soll. Damit die City im Bereich Kölner Straße aber wirklich wieder neu belebt werden kann, nimmt Schnorrenberg auch die Vermieter in die Pflicht. Die hohen Mieten aus den 90er und 2000er Jahren, in denen es dem Einzelhandel noch gut ging, seien im Zeitalter von Online-Shopping nicht mehr vertretbar. „Wir sind von der Realität eingeholt worden“, sagt Schnorrenberg und ergänzt: „Die Vermieter wissen auch, was die Stunde geschlagen hat.“ Einige hätten ihre Mieten schon angepasst. Das sei auch dem Zustand der Ladenlokale geschuldet, die teils nicht auf heutigem Stand sind. „Entweder muss man die Objekte auf die Interessen der modernen Mieter zuschneiden oder eben bei der Miete Zugeständnisse machen“, sagt Schnorrenberg.

Wie hoch die Mieten allerdings konkret sind, kann Citymanager Wolfgang Haensch nicht sagen, weil die „einzelnen Objekte sehr individuell sind“: Manche seien Neubauten, andere wiederum Altbestand, einige renovierungsbedürftig, und andere Objekte hingegen sofort bezugsfähig. Grundsätzlich sind die Geschäfte an der Kölner Straße ebenso wie an der Breite Straße als „1A-Lage“ klassifiziert. Trotzdem habe sich der Mietspiegel in Städten der Größenordnung Grevenbroichs „nach unten bewegt“. Was aber private Vermieter letztlich pro Quadratmeter verlangen, können weder Politiker noch die Stadtverwaltung bestimmen. „Kein Immobilienbesitzer kann gezwungen werden. Privat ist privat“, betont Ulrike Oberbach.

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