Anschlag auf BVB-Bus: So erlebte ein Neusser den Abend im Stadion

Neuss. Heimspiele unter der Woche bedeuten für Jens Erik Buschmann Stress. Der Neusser ist Fan von Borussia Dortmund. Seit mehr als einem Jahrzehnt pilgert der Dauerkarteninhaber am Wochenende zu den Bundesligaspielen, wochentags ruft die Champions League.

Anschlag auf BVB-Bus: So erlebte ein Neusser den Abend im Stadion
Foto: Buschmann

Dafür gilt in der Regel: Urlaub einreichen, geduldig im Stau stehen, nicht vor Mitternacht zuhause sein.

So wie am Dienstag. Das Viertelfinale in der Königsklasse steht an, der AS Monaco gastiert in Dortmund, Anstoß ist um 20.45 Uhr. Schon um kurz nach 16 Uhr macht sich Buschmann auf den Weg. Trotz Osterferien staut es sich den gesamten Weg, fast zwei Stunden dauert die Fahrt. „Wir sind noch ganz gut davongekommen”, sagt der BVB-Fan, ohne Ferien dauert die Fahrt auch gerne mal eine Stunde länger.

Vor dem Monaco-Spiel bleibt der große Stress aber erstmal aus — dann detonieren um kurz nach 19 Uhr drei Sprengsätze am Mannschaftsbus des BVB. Am Stadion merkt man davon zunächst kaum etwas, einzig die mit Blaulicht davonrasenden Wagen der Polizei verwundern. Wie Zehntausende andere, steht Buschmann wenig später auf den Tribünen und verfolgt dank Einblendungen auf der Stadion-Leinwand, einem wackligen WLAN-Netz und Lautsprecherdurchsagen, wie erst von einem „Vorfall“, dann von einem „gravierenden Vorfall“ und schließlich von einer Spielabsage berichtet wird.

Um kurz vor 21 Uhr sitzt Buschmann schon wieder am Steuer. Eigentlich soll er jetzt gerade auf der Südtribüne stehen, die Schwarz-Gelben anfeuern. „Eine verrückte Situation“, nennt der 26-Jährige das, was sich an diesem Abend in Dortmund abspielte. „Vor dem Stadion waren die Notausgangtore geöffnet, das habe ich, seit ich zum Fußball fahre, noch nicht erlebt“, schildert er die Situation, nachdem das Stadion sich leert. Doch statt zu flüchten, verharren viele Fans noch, trinken ein letztes Bier zusammen, sprechen über das, was da passiert ist — oder auch passiert sein könnte.

An Spekulationen will sich Buschmann nicht beteiligen. Der Neusser blickt voraus. Schon für den gestrigen Abend wurde das Nachholspiel angesetzt. Zwei Stunden früher als noch am Dienstag, um 18.45 Uhr wurde angepfiffen. „Da musste ich meinen Chef schon wieder um einen freien Tag bitten“, sagt Buschmann und zückt sein Handy. Klar war er auch gestern wieder im Stadion. Der BVB-Fan stellt klar: „Sich von so einem feigen Anschlag unterkriegen zu lassen, ist keine Option.“

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