Abitur 2013: „Auf jeden Fall ins Ausland“

Christina Becker (18) geht nach dem Abitur zum Studium nach Maastricht.

Neuss. Entspannt schlürft Christina Becker ihren Latte Macchiato. Die 18-Jährige kann sich zurücklehnen. Das schriftliche Abitur liegt bereits hinter ihr. Französisch- und Bio-Leistungskurs und Deutsch als drittes Fach hat sie schon geschrieben. „Jetzt kommt nur noch die mündliche Prüfung in Sozialwissenschaften“, sagt die Quirinus-Gymnasiastin. „Da bin ich ganz gut drin.“ Lernen wird sie trotzdem noch.

Und dann? Die große Frage, die sich zurzeit etwa 3550 Abiturienten im Rhein-Kreis stellen. 1210 Schüler mehr, als noch im Jahr zuvor, denn jetzt machen die Jahrgänge 12 und 13 gleichzeitig Abitur.

Christina Becker hatte noch 13 Schuljahre Zeit und ist froh darüber. „Wenn ich das Arbeitspensum meines 16-jährigen Bruders sehe, wird mir bewusst, was es bedeutet, in zwölf Jahren Abitur zu machen. Wenn der nach der Schule noch zum Hockey-Training fährt, kommt er um 20 Uhr nach Hause und muss dann noch Hausaufgaben machen.“ Die Idee hinter G8 kann die Abiturientin nicht teilen. Sie selber konnte in Klasse elf noch für ein halbes Jahr nach Kanada gehen. „Dafür haben die Schüler heute keine Zeit mehr, wenn sie nicht ein Jahr wiederholen wollen.“

Das halbe Jahr an der High-School in Winnipeg hat Christina Becker in ihrer Berufswahl geprägt. „Für mich stand danach fest, dass ich nach der Schule auf jeden Fall ins Ausland gehen möchte“, sagt sie. „Ich habe danach noch zwei Mal in den Sommerferien einen Austausch in Frankreich gemacht und mich jetzt in Maastricht beworben“ — für Betriebswirtschaftslehre (BWL) mit der Ausrichtung International Business. Studieren komplett auf Englisch.

„Ich bin in meinem Freundeskreis eine der wenigen, die schon wissen, was sie nach dem Abitur machen will“, sagt sie. Ein bisschen mehr Vorbereitung im Unterricht auf das Leben nach der Schule hätte sie nicht schlecht gefunden. Die Initiative, sich über Berufswahl, Studium, Ausbildung oder Auslandsaufenthalt auf Bildungsmessen oder im Internet zu informieren, sei fast ausschließlich von den Schülern ausgegangen.

Christina fiel die Entscheidung, in die Niederlande zu gehen, leicht. „Ich kenne schon Leute, die in Maastricht studieren. Die erzählen nur Positives über die Stadt und die Uni.“ Angst davor, in einem fremden Land zu leben, hat sie nicht. „Maastricht ist ja nicht weit weg. In wenigen Stunden bin ich mit der Bahn in Neuss.“

Trotzdem wird es zweifellos ein Einschnitt sein. Christina weiß, dass sie weitestgehend auf sich allein gestellt sein wird. „Mit allem Papierkram und so.“ Aber das mache es ja auch spannend. Fehlen wird ihr die Messdienergruppe, die sie seit einiger Zeit leitet. „Die Kinder haben alle schon gesagt, sie seien traurig, wenn ich gehe.“

Die endgültige Zusage der Maastrichter Uni bekommt Christina erst im Juni. „Falls es doch nicht klappt, würde ich mich an deutschen Unis für BWL bewerben“, sagt die Abiturientin. „Und dann würde ich vielleicht ein paar Semester nach Frankreich gehen.“

Einen Tipp für unschlüssige Abiturienten hat Christina noch: „Ich würde jederzeit empfehlen, ins Ausland zu gehen. Man lernt soviel über sich selbst und macht Erfahrungen, die einem keiner nehmen kann.“

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