„Abifestival“ steht vor dem Aus

Zwar gehört es bundesweit zu den größten seiner Art, doch durch steigende Auflagen werden die Kosten zu hoch.

„Abifestival“ steht vor dem Aus
Foto: Magicnights

Neuss. Im Kampf um die Ausrichtung von Abiparade und Abiparty hat Christopher Diel erfolgreich einige Konkurrenten aus dem Feld schlagen können. Das war gut für das Geschäft, zu dem dieser Party-Spaß längst geworden ist. Nun sind der 22-Jährige und sein Geschäftspartner Cenk Kazma selbst wirtschaftlich unter Druck. Ihr „Abifestival“ ist mit inzwischen beinahe 5000 feiernden Teilnehmern zwar bundesweit zu den größten Spektakeln dieser Art aufgestiegen, doch damit wuchsen auch die Auflagen — und der Aufwand. Allein die Fixkosten liegen schon jenseits der 100 000 Euro, sagt Diel. Der Spaß steht auf der Kippe.

Aber es gibt ja noch das soziale Netzwerk Facebook. „Um das Fortbestehen des Abifestivals gewährleisten zu können, sind wir auf der Suche nach Sponsoren“, schrieb Diel dort und forderte die Schüler auf, diese Nachricht zu streuen. 165 mal wurde sein Beitrag bis gestern geteilt, und tatsächlich erreichte die Nachricht so zum Beispiel Auto-, aber auch Getränkehändler, die Interesse signalisierten.

Diel hat zwar die Sponsoringverträge noch nicht fix („Wir sind jeden Tag in der Sache unterwegs“), aber seinen Optimismus wieder: „Ich bin allmählich zuversichtlich, dass es klappt.“ Von seiten der Stadt jedenfalls steht dem nichts im Wege. Das Ordnungsamt und die Veranstalter hätten sich zusammengesetzt und das Sicherheitskonzept besprochen, erklärt Pressesprecher Peter Fischer: „Wir gehen davon aus, dass das läuft.“

Mit „das“ ist zunächst die Parade gemeint, zu der sich die Abiturienten von 22 Gymnasien und Gesamtschulen aus Neuss, Kaarst, Meerbusch, Grevenbroich und Knechtsteden in Neuss treffen. Sie ziehen an ihrem letzten Schultag — am Freitag, 7. April, — vom Neumarkt durch den Hauptstraßenzug und über den Markt bis zur Rennbahn, wo wieder eine große Partie steigt. Den Umzug allerdings mussten sich die Schüler ertrotzen. Aus den Abi-Komitees ist zu hören, dass die Agentur „Magic Nights“, die Diel vor vier Jahren für diese Veranstaltung gründete, die Parade streichen wollte. Dann, so hätte man ihm klar gemacht, wäre auch aus der Party nichts geworden.

Diese Version will Diel nicht bestätigen. „Wir haben selbst immer Spaß an der Parade“, sagt er, gibt aber zu: „Wir haben immer darauf hingewiesen, womit die Parade verbunden und dass eine Party viel einfacher ist“. Einfacher — und lukrativer. Für den Partybesuch auf der Rennbahn zahlt jeder Gast 20 Euro Eintritt. Damit muss Diel sämtliche Kosten finanzieren, einschließlich eines 50-köpfigen Sicherheitsdienstes. Für die Parade kassiert er von jeder teilnehmenden Schule eine Pauschale. Die hatten die Veranstalter im vergangenen Jahr angesichts steigender Sicherheitsauflagen eingeführt. „Das Risiko bei der Parade ist groß“, sagt Diel.

22 Traktor-Gespanne würden bewegt, zwischen denen sich „viele angeheiterte Menschen“ tummeln. Das lässt die Stadt nur mit Auflagen zu. Für jedes Fahrzeug ist ein Mann vom Sicherheitsdienst abzustellen, dazu muss — wie beim Karnevalsumzug — an jedem Rad ein „Wagenengel“ mitgehen. Die sollten von den Schulen gestellt werden, erwachsen sein — und nüchtern. Doch manche erscheinen erst gar nicht, sagt Diel — was seine Kosten treibt.

„Polizei, Amt für Verkehrslenkung und das Ordnungsamt sind vor Ort und überprüfen, ob das klappt“, sagt Stadtsprecher Peter Fischer. Die Behörde hatte erst im vergangenen Jahr untersagt, dass die Traktoren am Rheinwallgraben auffahren und sich die Schüler schon dort aufstellen. Jetzt kommen die Gespanne und die Schüler, die auf den Wagen nicht mitfahren dürfen, erst auf der Hafenstraße zusammen, bevor der Umzug in den Hauptstraßenzug einbiegt. So ist zumindest der Plan —wenn die Finanzierung klappt.

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