„Arge-Modell hat sich bewährt“

Arbeitsmarkt: Arge-Geschäftsführerin Wendeline Gilles zieht Bilanz über fünf Jahre Hartz IV im Rhein-Kreis Neuss.

Rhein-Kreis Neuss. Es war eine der umfangreichsten Sozialreformen nach dem Krieg: 2005 trat das SozialgesetzbuchII und die Einführung von Hartz IV in Kraft. Damit verbunden war die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe. Um die Reform zu bewältigen, bildeten Arbeitsagentur und der Rhein-Kreis Neuss als Träger eine Arbeitsgemeinschaft (Arge). Wendeline Gilles, Arge-Geschäftsführerin im Rhein-Kreis Neuss, hat die Umsetzung mit großem Aufwand vorangetrieben. Nach fünf Jahren zieht sie eine durchweg positive Bilanz.

"Die Strukturen haben sich bewährt. Wir sind zwar immer noch am Anfang. Doch wir haben mehr erreicht, als man damals gedacht hätte", sagt Gilles. Neben der klassischen Vermittlungsarbeit werden jetzt auch die verschiedenen Lebensumstände der Menschen stärker einbezogen.

Beide Partner der Arge loben ihre gute Zusammenarbeit: "Wir haben jetzt den kompletten Blumenstrauß. Den arbeitslosen Jugendlichen etwa lassen wir mit seinen Problemen nicht allein. Wir sind besser vernetzt, helfen mit Ansprechpartnern in den Kommunen weiter", erklärt Gilles.

Das Bundesverfassungsgericht verlangt nun eine Neuorganisation. Um die Argen beibehalten zu können, bedarf es einer Grundgesetzänderung. Andernfalls müssten sie bis Ende 2010 aufgelöst werden.

Wendeline Gilles würde die Kooperation gerne über 2011 fortführen, die Hilfe aus einer Hand habe Vorteile. "Jede Arge muss sich das jetzt überlegen", sagt sie. Im Kreis habe man gute Erfahrung mit den Jobcentern gemacht. Zwölf Standorte gibt es hier, 330 Mitarbeiter sind für die Arge tätig.

Kreisweit betreut die Arge fast 30000 Leistungsempfänger, die Zahl der Bedarfsgemeinschaften liegt bei über 15000. Für 2010 geht die Arbeitsgemeinschaft wegen der Wirtschaftskrise von steigenden Zahlen aus.

"Im vergangenen Jahr hat es uns nicht ganz so getroffen, durch die Kurzarbeit in vielen Unternehmen hat der Arbeitsmarkt generell zeitlich verzögert reagiert. Diesen Schwapp-Effekt bekommen wir aber jetzt zu spüren", meint die Arge-Chefin.

Die Sozialausgaben steigen dabei rapide: Für 2010 rechnet man mit fast 71 Millionen Euro, die der Kreis für Unterbringung und Heizung der auf Hartz IV angewiesenen Menschen aufbringen muss, sagt Sozialdezernent Jürgen Steinmetz, der im Kreishaus für die Belange der Arge zuständig ist: "Gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von etwa 10Prozent." Ein Anstieg, der vor allem auf die hohen Energiekosten im harten Winter zurückzuführen sei, erklärt Gilles.

Erst vor wenigen Wochen ist die Arge nach langer Suche in neue Räume an der Stresemannallee gezogen. Dort sollen vor allem junge Menschen unter 25Jahren und ältere Arbeitslose wieder in Lohn und Brot gebracht werden.

Bei der Suche nach einem neuen Job haben es ältere Arbeitslose meist besonders schwer. Um diese Altersgruppe will sich die Arge im Rahmen des Projekts "Visionen 50plus" kümmern. Im Kompetenzzentrum an der Stresemannallee helfen die Mitarbeiter über 50-Jährigen, die teilweise über Jahre arbeitslos sind, ihre Fähigkeiten auszuloten und eine Stelle zu finden.

Auch ein Gymnastik-raum, um die körperliche Fitness zu erproben, wurde dort eingerichtet. Das Projekt wird mit 1,5Millionen Euro aus dem bundesweiten Programm "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen" gefördert.

www.arge-rhein-kreis-neuss.de

www.perspektive50plus.de

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