Muslime möchten mehr Polizeipräsenz

Kurz vor Weihnachten wurde der Moschee-Neubau in Dormagen mit Nazi-Parolen beschmiert. Auch die Neusser Gemeinde ist nun beunruhigt.

Neuss. Die Fremdenfeindlichkeit in anderen Städten beunruhigt Moslems in Neuss. Insbesondere, nachdem ein Moschee-Rohbau in Dormagen kurz vor Weihnachten mit Naziparolen und Hakenkreuzen beschmiert worden war. Die größte Neusser Moschee-Gemeinde, die Ditib-Gemeinde in Derikum, wünscht sich deshalb einen stärkeren Polizeischutz. „Wir haben beantragt, dass rund um die Moschee häufiger Streife gefahren wird“, teilt Waltraud Beyen mit.

Die Norfer CDU-Politikerin ist Mitglied in der Derikumer Ditib-Gemeinde. Der Ortsteil liegt nicht weit von Dormagen entfernt. „Fremdenfeindlichkeit hat im Rhein-Kreis keinen Platz“, stellt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke klar. Er ist zugleich Polizeichef. „Rassistische Schmierereien wie in Dormagen verurteilen wir.“

Hinweise auf Gruppierungen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) in der Region Neuss lägen jedoch nicht vor. „Die sind anscheinend nur in großen Städten aktiv.“ Ozan Erdogan, Vorsitzender des Neusser Integrationsrates, begrüßt es dennoch, dass Neusser Grüne, CDU und SPD dazu aufrufen, sich an einer Gegen-Demonstration zu „Pegida“ in Düsseldorf am kommenden Montag zu beteiligen. „Das zeigt uns Muslimen, dass Solidarität da ist und uns die Neusser unterstützen“, erklärt Vorsitzender Ozan Erdogan. „Man darf nicht zulassen, dass die ,Pegida’-Bewegung zu stark wird.“

Die Feiertage habe er in Istanbul verbracht, berichtet Erdogan. „Dort können die Türken gar nicht verstehen, wie vermeintliche Patrioten das Ansehen Deutschlands im Ausland kaputt machen. Alle sagen: Jeder Deutsche kann doch stolz sein, dass er eine so tolle Demokratie hat.“ Waltraud Beyen schätzt, dass etwa 3000 Gläubige die Derikumer Anadolu-Ayasofya-Moschee nutzen. Die Gemeinde setze auf Offenheit und Dialog. „Sie hat schon vor ,Pegida’ angefangen, Verhalten, das Fremdenfeindlichkeit hervorrufen könnte, zu verändern“, sagt die Stadtverordnete.

Die „Ahmadiyya Muslim“-Gemeinde will vom 14. bis 17. Januar mit der Wanderausstellung „Eine Reise durch die islamische Zeit“ im Neusser Rathaus über die Religion aufklären. „Die öffentliche Debatte über den Islam beschränkt sich häufig auf einzelne Aspekte wie Fundamentalismus oder Extremismus“, bedauert die Gemeinde.

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