Zirkus Hansa wird nur geduldet

Der Zirkus Hansa will erst mal bleiben, aber die Stadt sperrt sich gegen Dauerlösung.

Osterath. 14 Tage nach dem Sturm in Osterath, der das Zelt des Zirkus Hansa verwüstete, ist für die von Existenzsorgen geplagten Artisten Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Nach der 500-Euro-Spende des Golfclubs hat auch der Rotary Club Zirkusdirektor Friedrich Neigert eine Spende von 1000 Euro übergeben.

Dennoch: „Die Unterstützung darf nicht abbrechen, es werden täglich Futter für die Tiere, Lebensmittel für die Menschen und Geld für eine Zukunft der Zirkusleute benötigt“, sagt die Willicherin, die eine Hilfsaktion initiiert hat.

Dass die Not groß sei, bestätigt Jeffrey Neigert. „Besonders die Kamele sind unsere Heuvernichter schlechthin“, erzählt der Sohn des Zirkusdirektors. Ziegen und Pferde, Lamas und Hunde, insgesamt 40 Tiere bräuchten ebenfalls Nahrung, „und wir Menschen auch“. Von den ursprünglich 45 Artisten seien noch 25 in Osterath, „alles Familie. Die anderen sind längst weg“, erklärt Neigert. An einen Umzug in das Winterquartier in Mönchengladbach, wo man im Vorjahr die kalte Jahreszeit verbracht hatte, sei dennoch nicht zu denken. „Es fehlt das Geld. Wir haben keine Einnahmen, aber nach wie vor hohe Kosten. Wir bleiben erst mal am Winklerweg.“

Zwei Supermärkte im Ort hätten inzwischen erlaubt, dass Clowns in der Nähe sammeln dürften. Die Meerbuscher seien überhaupt „1a“, so Juliano Neigert, Neffe des Zirkuschefs: „Täglich kommen Leute, bringen Heu, Äpfel oder gehen sogar mit uns einkaufen.“ Weniger gut sei man auf die Stadt zu sprechen. „Die wollen nur, dass wir abhauen“, berichtet Jeffrey Neigert vom Besuch eines Mitarbeiters des Fachbereichs Grundstücke.

Stadtsprecher Michael Gorgs schildert den Sachverhalt anders: „Der Zirkus wird erst einmal geduldet, bis eine nach Möglichkeit einvernehmliche Lösung gefunden ist.“ Allerdings: Die vertraglich geregelte Nutzungsdauer des Platzes sei seit einer Woche abgelaufen, ein Puppentheater habe sein Gastspiel bereits abgesagt, weil man den Konflikt mit dem Zirkus gescheut hätte.

Gorgs: „Der Platz ist auf lange Sicht für diese Nutzung nicht geeignet, allein schon wegen der fehlenden sanitären Anlagen.“ Zwar habe die Stadt in der Vergangenheit immer gute Erfahrungen gemacht, „weil ein Zirkus in der Regel ja wiederkommen will. Aber das sieht in diesem Fall etwas anders aus.“

Von möglichen Zwangsmaßnahmen sei man zwar noch weit entfernt, ausschließen will sie der Stadtsprecher aber nicht: „Wir haben dem Zirkus gegenüber klargemacht, dass dies keine Dauerlösung sein kann.“ Er weiß von Beispielen aus anderen Städten, wo man etwa dem Argument, es fehle Geld für Sprit, pragmatisch begegnet sei: „Dann wurden die Fahrzeuge auf Kosten der Stadt einmal voll getankt.“

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