Strümp: Wenn die Luft in der Wüste brennt

Josef Willems hat das Reno Air Race in einem Bildband dokumentiert.

Strümp. Als ein Kollege Josef Willems vor zwei Jahren auf das Reno Air Race aufmerksam machte, war der Strümper sofort Feuer und Flamme. "Hier wird jährlich Luftfahrtgeschichte geschrieben. Nirgendwo sonst kommt man so nahe an die Maschinen heran, werden solche Geschwindigkeiten erzielt, ist die Beziehung zwischen Mensch und Technik derart faszinierend", berichtet der 44-Jährige.

Willems, eigentlich Pilot bei der LTU, seit fünf Jahren nebenberuflich aber auch als Werbe- und Reisefotograf tätig, erreichte nach einer Foto-Reportage für ein Fachmagazin schon bald die Anfrage eines Verlags, seine mit der Kamera festgehaltenen Eindrücke von der "Formel1 der Lüfte" in Buchform festzuhalten.

Aus rund 15000 Aufnahmen musste er exakt 243 auswählen, auch die Texte steuerte der Strümper nach Recherchen in Archiven und Gesprächen mit den Piloten für das Buch bei. Willems hofft nun, dass sein Buch ins Englische übersetzt wird.

Das Ergebnis dürfte zweifelsohne auch jenseits des großen Teichs auf starkes Interesse stoßen. Der Hochglanz-Band gibt eindrucksvoll wieder, warum sich jedes Jahr um die 200000 Amerikaner das Spektakel in der Luft mit den bis auf 4000 PS aufgemotzten, mehrere Millionen Euro teuren Maschinen nicht entgehen lassen wollen. Die zum Teil 60 Jahre alten Oldtimer-Flieger sind bis zu 800 Stundenkilometer schnell und wurden größtenteils für den Rennsport umfunktioniert. In sechs Klassen gilt es, in maximal 450 Metern Höhe einen Rundkurs nahe der Wüstenstadt zu absolvieren.

Willems weiß inzwischen, was ein Sieger bei dieser seit 45 Jahren in Reno stattfindenden Kultveranstaltung benötigt: "Ein gut funktionierendes Team. Pilot, Mechaniker, Technik und nicht zuletzt der Teamchef - alles muss harmonieren." Die größte Hochachtung hat er vor Bill Kerchenfaut aus San Jose. "Der hat 40 Jahre Erfahrung und sagt immer, er würde ja nur den Schraubenzieher halten."

Dass die Fliegerei ein Steckenpferd von Josef Willems werden würde, kristallisierte sich bereits heraus, als er noch ein Kind war: "Ich habe viel Zeit mit Modellflugzeugen verbracht und wollte ohnehin Pilot werden." Das hat geklappt, obwohl der Strümper zunächst einmal bei der Polizei anfing, dort aber nicht seine Erfüllung fand und über den Umweg Stewart schließlich im Cockpit landete.

Von dort aus drückt er auch gerne mal auf den Auslöser seiner Kamera, "aber natürlich nur, wenn es der Job zulässt", lächelt Willems, der vor seinen Reisen beim Check-in an Flughäfen stets mit einem gewissen Maß an Unverständnis seiner Kollegen rechnen muss: "Allein meine Fotoausrüstung ist in der Regel 20 Kilo schwer."

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