Strümp: Ihr Wissensdurst ist nie gestillt

Bildung: Anne-Rose Geißler wird als Preisträgerin für lebenslanges Lernen in Berlin geehrt.

Strümp. "Na ja, es ist nicht gerade der Nobelpreis, aber immerhin." Bescheiden wehrt Anne-Rose Geißler Glückwünsche ab, kann einen gewissen Stolz über die Auszeichnung, die ihr am Montag im Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin verliehen wird, dann aber doch nicht verhehlen. Und der ist auch durchaus gerechtfertigt.

Denn die heute 54-Jährige hat sich vor einigen Jahren, wenn andere längst ihre Lebensplanung für abgeschlossen erklären, noch einmal ein hohes Ziel gesetzt: Die Strümperin wollte ihr Abitur nachholen, um anschließend ein Studium beginnen zu können. Das hat sie geschafft und wurde dafür jetzt von einer unabhängigen Jury des Fachverbandes Distance-Learning in der Kategorie "Lebenslanges Lernen" zur Studienpreisträgerin gewählt. Letztlich bedeutet diese jüngste Herausforderung, der sich Anne-Rose Geißler gestellt hat, nur eine konsequente Fortsetzung ihres Bildungsweges. Denn seit mehr als 15 Jahren bastelt sie bereits mit Hilfe von Fernlehrgängen an ihrer Karriere.

Die gelernte Arzthelferin arbeitete bis zur Geburt ihrer Tochter in der Unfallchirurgie eines Krankenhauses. "Da sich die Arbeitszeiten allerdings schlecht mit dem Status einer alleinerziehenden Mutter vereinbaren ließen, wechselte ich in eine Anwaltskanzlei als Sekretärin", erinnert sich Geißler. Auch als sie ihren heutigen Mann kennen lernte, der ebenfalls eine Tochter mit in die Ehe brachte, und die Familie durch weiteren Zuwachs bald sogar fünfköpfig war, blieb die Strümperin berufstätig. "Ich fühlte mich als Sekretärin jedoch ein wenig unterfordert und wollte mich beruflich unbedingt weiterentwickeln." Zwei Fernstudiengänge an der Technischen Fachhochschule Berlin zur Bürovorsteherin in den Bereichen Rechtsanwaltsfach und Notariat ermöglichten ihr den ersehnten Karrieresprung.

Plötzlich hatte Anne-Rose Geißler Blut geleckt. "Ich wollte schon als Mädchen Abitur machen, doch als siebtes Kind meiner Eltern blieb mir dieser Traum damals verwehrt. Als ich dann meine eigenen Kinder auf dem Gymnasium begleitet habe, wurde dieser Wunsch wieder wach."

Anne-Rose Geißler fand eine geeignete Fernschule, und im Juni vergangenen Jahres bestand die Spätberufene vor der Hamburger Schulbehörde ihre Abschlussprüfung. "Ich bin stolz, mit Fernlehrgängen so viel erreicht zu haben", freut sich die Studienpreisträgerin, "auch auf das Lernverhalten meiner Kinder hat sich das positiv ausgewirkt." Und es versteht sich bei der 54-Jährigen von selbst, dass jetzt noch lange nicht Schluss ist: Anne-Rose Geißler hat sich an der Fernuni Hagen eingeschrieben und arbeitet daraufhin, doch noch einen akademischen Grad zu erlangen.

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