Smartphone hilft bei der Pflege

Die App von Judith Ebel bekam auf Messe den Publikumspreis.

Smartphone hilft bei der Pflege
Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der animierte Rentner freut sich. Eine Fanfare ertönt und Rubine wandern auf das Konto: Judith Ebel sitzt an ihrem Tablet. Soeben hat sie ein Level erfolgreich abgeschlossen. Verwundern mag das nicht, denn die 45-Jährige hat die Quiz-App selbst erfunden: „SuperNurse“ ist eine Anwendung, mit der Pflegekräfte ihr Fachwissen auffrischen und überprüfen können. Die Osteratherin war mit ihrer App nun auch auf der Altenpflege-Messe in Hannover vertreten, wo sie in der Kategorie „Start-Up-Challenge“ mit dem Publikumspreis geehrt wurde. Schon allein, dass sie auf der Messe dabei sein konnte, ehre sie, sagt Ebel.

„42 Start-Ups haben sich beworben, 28 von ihnen wurden nominiert, die ausstellen durften.“ Viele der 30 000 Messebesucher, machten an ihrem Stand halt und ließen sich beraten. Die Idee zur Pflege-App bekam Judith Ebel durch ihren Beruf. Sie ist gelernte Kinderkrankenschwester und studierte Diplompflegepädagogin. Seit mehr als zehn Jahren berät sie Einrichtungen des Gesundheitswesens — hauptsächlich ambulante Pflegedienste und stationäre Altenpflegeeinrichtungen. Leitungskräfte informiert sie etwa über Qualitätssicherungssysteme und Dokumentationsmodelle. Überdies bietet sie Schulungen für Pflegekräfte an. „Nach einem achtstündigen Seminartag haben die Teilnehmer einiges gehört. Viele von ihnen sagen ,toll, morgen mache ich alles anders‘“, erzählt Ebel. Doch sie weiß aus Erfahrung, dass das Vergessen sehr schnell einsetzt. „Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, dass das Wissen möglichst lange in den Köpfen der Teilnehmer bleibt“, erzählt sie, „nur so kann eine gute Pflegequalität gewährleistet werden.“

Vor eineinhalb Jahren hatte Ebel die Idee, eine App zu entwerfen, die Fachinhalte spielerisch vermittelt. „Es sollte etwas sein, womit die Pflegekräfte sich freiwillig und gerne beschäftigen.“ Im Februar 2016 gründete sie die „Gesellschaft für digitales Wissensmanagement in der Pflege“, im Juni gleichen Jahres wurde die App zum ersten Mal auf ein Smartphone geladen.

Und so funktioniert sie: Ein animierter Rentner mit Käppi, Bart und Brille führt durch das Programm. Der Nutzer kann zwischen elf Pflegefachthemen wählen. Jedes von ihnen gliedert sich in mehrere Module. Zu jedem gibt es drei Fragen mit mehreren Antwortmöglichkeiten. „Das Wissen soll in kleinen Lernhäppchen aufgefrischt werden“, betont Ebel. „Es lastet ohnehin ein großer Druck auf dem Pflegepersonal. Nach fünf Frühschichten, wird sich keiner von ihnen noch gerne am Feierabend mit trockenem Lernstoff auf das Sofa setzen.“ Beim Lernen soll der Spaß nicht zu kurz kommen: Als Belohnung können die Spieler Rubine sammeln, ihre Figur neu einkleiden und sich mit Mitspielern messen.

Judith Ebel möchte das Selbstbewusstsein der Pflegekräfte stärken und hat so als Unterzeile der App„SuperNurse“, den Titel „Ich weiss, was ich weiss“ gewählt. „Pflegekräfte sind nicht nur Handlanger der Ärzte, sondern verfügen selbst über ein enorm großes Fachwissen.“ Und da es immer wieder neue Erkenntnisse gibt, hat die Beraterin den Anspruch, die App immer aktuell zu halten.

Die App richtet sich aber nicht nur an Pflegekräfte, sondern auch an die Leiter einer Einrichtung. „Die Pflegeleiter hatten bisher keine richtige Möglichkeit, das Fachwissen ihrer Mitarbeiter richtig einschätzen zu können. Sie können zwar sehen, an welchen Fortbildungen sie teilgenommen haben, aber was sie davon mitgenommen haben, ist schwer nachweisbar.“

In anonymisierter Form bekommen die Leitungskräfte eine Auswertung der erspielten App-Ergebnisse zugeschickt. Dafür zahlen sie pro Mitarbeiter 7,50 Euro. „So können sie sehen, wie der Wissenstand ihrer Mitarbeiter aussieht und wo es eventuell noch Lücken gibt. Damit können sie entscheiden, ob noch eine Fortbildung notwendig ist.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort