Schuldner finden Hilfe beim SKM

Uwe Simons hat 2010 versucht, 238 Meerbuschern den Weg aus ihren Schulden zu ebnen.

Meerbusch. „Das Thema Schulden ist kein Tabu mehr, spätestens seit Herr Zwegat im Fernsehen berät“, sagt Uwe Simons vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) in Neuss. Er kümmert sich als Schuldnerberater um Meerbuscher und weiß: „Überschuldung kann schlagartig passieren.“ 3049 Personen über 18 Jahre sind in Meerbusch überschuldet, weniger als jeder Zwölfte wendet sich an die Schuldnerberatung, trotz aller Popularität: „Es ist der letzte Weg, den jemand geht.“

Uwe Simons hat im vergangenen Jahr 238 Personen beraten. In 73 Fällen hatte ihn die Arge beauftragt, weil die Verschuldung ein so genanntes Vermittlungshemmnis darstellt. Langzeitarbeitslosigkeit, sagt Simons, sei nach wie vor ein Hauptgrund für die roten Zahlen. 55 Mal hat er für den Kunden einen Insolvenzantrag gestellt.

Die Schulden müssten nicht hoch sein, erzählt Simons, aber die Rückzahlung von 5000 Euro sei für eine Alleinerziehende mit drei Kindern kaum zu schaffen. Neben langer Arbeitslosigkeit, gescheiterter Selbstständigkeit oder Scheidung führen das Internet („Hier gibt es oft keine Schufa-Abfrage“), mangelnde Transparenz auf dem Markt („zum Nulltarif!“) und fehlende Finanzkompetenz in die Schuldenfalle.

„Viele reagieren falsch und stopfen Löcher, indem sie anderswo neue aufreißen“, schildert Simons eine Umverteilung, die oft scheitere. „Das Wichtigste ist, den Leuten die Angst zu nehmen, damit sie einen klaren Kopf bekommen und eine Perspektive finden.“ Simons setzt zu Beginn der Schuldnerbegleitung oft neue Prioritäten des Geldflusses, beispielsweise wenn die Hausbank für sich die Kreditrate abbucht, aber die Miete ihres Kunden nicht mehr überwiesen wird.

„Existenzsichernde Zahlungen haben Priorität“, betont der Schuldnerberater. Dass die Klienten keine neuen Schulden machen — das sei sein erstes Ziel. Der Erfolg seiner Arbeit sei schwer zu fassen. Das könne eine Entschuldung sein. Aber: „Ich habe Eltern beraten und jetzt auch ihre Kinder. Das muss durchbrochen werden.“

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