Rhein-Kreis-Neuss: Schulessen gesünder gestalten

An der 7.Fachtagung Gesundheitsförderungnahmen rund 230 Pädagogen teil.

Rhein-Kreis Neuss. Mit Wissen allein ist es nicht getan. Da ist sich Volker Pudel, "Ernährungspapst" und Professor an der Uni Göttingen, sicher. "Essverhalten ist emotional gesteuert. Rationalität hilft da nicht viel weiter", erklärte er als Referent den rund 230 Teilnehmern der 7. Fachtagung Gesundheitsförderung im Rhein-Kreis Neuss.

"Das Problem ist nicht das fehlende Wissen", erläuterte Volker Pudel den Erziehern und Lehrern. Wie viele Erwachsene wüssten auch Kinder und Jugendliche bereits, was gesund ist, würden aber trotzdem zu oft zu Süßigkeiten oder Fast Food greifen. "Kinder essen bekanntlich alles, was essbar ist. Die Esskultur gibt den Rahmen vor. Deshalb geht es bei gesunder Ernährung vor allem um Verhältnisprävention", erklärte Pudel weiter.

Wenn es um Ernährung gehe, werde in Betreuungseinrichtungen viel zu wenig reguliert. "Bei der Hygiene gilt es, bestimmte Standards einzuhalten. Essen und Trinken wird fälschlicherweise aber als Privatsache abgetan."

Das Kreisgesundheitsamt richtet sich schon seit langer Zeit gegen dieses Verständnis. Mit dem Netzwerk "fitnetz", dem sich bereits 50 Einrichtungen angeschlossen haben, fordert es, Frühstück und Mittagessen in Kindertageseinrichtungen nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zuzubereiten.

"Zurzeit wird in Schulen und Kindergärten beispielsweise zu häufig Fleisch und zu selten Fisch angeboten", erläuterte Birgit Appenrodt vom Kreisgesundheitsamt. Durch Fortbildungen von Lehrern und Erziehern oder eine individuelle Beratung der Schul-Caterer sollen ab August im Rahmen des neuen Programms "rundum gesund" auch diese Defizite angegangen werden.

"Die Wissensvermittlung ist eine Sache. Beim Austausch mit Lehr- oder Kindergartenpersonal geht es aber in erster Linie auch darum zu erklären, wie gesunde Ernährung und Bewegung im Alltag mit den Kindern umgesetzt werden kann", erklärte Margrit Glattes vom Veranstaltungspartner AOK.

In Bewegungsräumen sollen sich Kinder ohne Zwang austoben können und so herausfinden, wie viel Spaß Bewegung machen kann. "Außerdem muss das Bewusstsein der Eltern geschärft werden. Sie dürfen nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden. Ohne die Mithilfe der Eltern werden die Kinder ihr Verhalten nicht langfristig ändern können. Da kann das Betreuungspersonal auch noch so gut geschult sein", so Glattes.

Stefanie Bahners von den katholischen Jugendwerken im Rhein-Kreis Neuss war eine der 230 Zuhörer. "Wir sollten nicht mit dem erhobenen Zeigenfinger kommen. Viel besser ist es, gesunde Ernährung vorzuleben und gemeinsam zu kochen", lautet ihr Fazit des Tages.

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