Polizei: Mehr als 50 jugendliche Intensivtäter im Kreis

Bereitschaft zur Gewalt steigt. Zahl der Übergriffe am Hauptbahnhof unbekannt.

Neuss. 27 Jugendliche aus Neuss sind bei der Kreispolizeibehörde mit Namen und Straftat als "Intensivtäter" aufgelistet, im Rhein-Kreis Neuss sind es mehr als 50. Sie sind unter 21Jahre und waren mindestens dreimal Beschuldigte bei Strafdelikten wie Körperverletzung, Raub, Erpressung oder Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Nachdem vor einer Woche ein 50-jähriger Mann in einem Münchener S-Bahnhof von Jugendlichen mit Tritten und Schlägen getötet wurde, ist das Thema Jugendkriminalität aktueller denn je.

"Generell geht die Jugendkriminalität zurück. Doch es steigt die Gewaltbereitschaft, auch bei uns im Rhein-Kreis", bestätigt der Neusser Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. In einem Ranking der Neusser Polizei werde unterschieden, wie gewaltbereit die jugendlichen Intensivtäter seien. "Die Mehrzahl der Straftaten sind unter Rohdelikte zu fassen, das sind Raub, Erpressung oder Körperverletzung", so Arnold.

Die Gründe für die steigende Gewaltbereitschaft seien zahlreich. Das reiche von Langeweile über fehlende Anbindung an das Elternhaus bis hin zu Wohlstands-Verwahrlosung: "Kinder, die alles im Überfluss haben." Generalisieren könne man das nicht, so Arnold. "Wichtig ist, junge Menschen, die als Intensivtäter gelistet sind, nicht automatisch zu kriminalisieren." Diebstahl sei beispielsweise etwas anderes als eine schwere Körperverletzung.

Durch Hausbesuche sowie enge Zusammenarbeit mit Jugendämtern und Einrichtungen wie Jugendcentern versucht die Polizei, die wachsende Zahl gewaltbereiter Jugendlicher in den Griff zu bekommen.

Und die Sicherheit auf den Bahnsteigen? Dem getöteten Mann in München wurde nicht geholfen. Auch deshalb nicht, weil die Notrufsäulen am Bahnhof defekt waren, wie ein DB-Sprecher bestätigte.

"In Neuss funktionieren die Säulen", betont Udo Kampschulte von der Deutschen Bahn. Sie sind mit einem Knopf und Lautsprecheröffnungen versehen. Bei einem Notfall werden die Hilfesuchenden an die "3-S-Zentrale" (Sauberkeit, Sicherheit, Service) in Aachen verwiesen. Die leitet dann die nächsten Schritte ein: "Je nach Fall wird die Feuerwehr oder die Bundespolizei benachrichtigt", so der Sprecher.

Wie viele Kameras im Neusser Bahnhof installiert sind, will der Sprecher nicht verraten, ebenso wenig, ob und wieviele Polizeistreifen den Bahnhof kontrollieren. Das sei kontraproduktiv. Auch für die Anzahl der Übergriffe am Hauptbahnhof könne die Bahn keine Zahlen nennen. Das sei Angelegenheit der Bundespolizei, betont Kampschulte.

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