Nach dem Ja-Wort auf die Kirmes

Ab heute ist in Büderich wieder Jahrmarkttrubel angesagt. Yvonne und Torsten Beckmann ließen schon gestern das Adrenalin steigen und gaben nach ihrer Trauung im Autoscooter Gas.

Romantischer geht es nicht: „Ein schö-ö-ö-ner Tag! Die Welt steht still, ein schöner Tag!“ klingt es aus den Lautsprechern des Autoscooters. Das gefühlvolle Lied von Mario Jordan passt zur Szene: Denn Yvonne und Torsten Beckmann haben vor fünf Minuten im Standesamt von Büderich geheiratet und sich selbst einen Wunsch erfüllt: direkt nach der Trauung durch den Standesbeamten Helmut Pinkert auf die Kirmes und Autoscooter fahren. Familie Eylart aus Mönchengladbach macht das natürlich möglich. Mitsamt der passenden Musik. Der erste große Jubel gestern auf dem Kirmesgelände, das noch gar nicht offiziell geöffnet ist.

Denn an den anderen Ständen wird noch geräumt, geputzt, werden Schilder aufgestellt. Oder Herzen aufgehängt — wie bei Nortrud Simon. Die Schaustellerin steht mit Mandeln, Lebkuchenherzen und Zuckerwatte auf der Kirmes. Wie lange schon? „So lange wie ich lebe“, sagt sie laut lachend. Das heißt? „65 Jahre.“ Schon ihr Großvater und ihr Vater hätten auf der Büdericher Kirmes gestanden. „Ich freue mich jedes Jahr darauf, das ist hier immer ganz besonders schön.“ Vor allem die Menschen seien sehr angenehm. Ansonsten steht Familie Simon auf den Jahrmärkten in Düsseldorf.

Petra Müller ist ein ähnliches Kirmes-Urgestein. Sie gehört zur alt-eingesessenen Schaustellerfamilie aus Bösinghoven und hat auch ihren Stammplatz auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz. Bei ihr kann man mit einem Luftgewehr zielen — und vielleicht ein knallrotes Teufelchen/Engelchen gewinnen.

Nach dem Ja-Wort auf die Kirmes
Foto: Kronemeyer

Neben all den Schaustellern ist einer für die Kirmes ganz wichtig: der so genannte Kirmesarchitekt. Seit fast zehn Jahren ist das Gerd van Vreden, Schatzmeister der Sebastianus-Schützen. Eine Frage muss er sich immer wieder anhören: wie viel Geld er mit der Kirmes verdient. Er muss dann immer ungläubig lachen. „Wir machen das doch ehrenamtlich.“ Und die Arbeit fängt fast nach der Kirmes an. „Wenn andere Advent feiern, sitze ich über dem Kirmesgrundriss.“ Denn die Bewerbungen für die Plätze kommen immer im Herbst, und dann beginnt er schon mit der Feinplanung. Rund 35 Buden und Fahrgeschäfte müssen untergebracht werden — unter Berücksichtigung des Sicherheitskonzeptes natürlich. „Eigentlich brauchen wir das nicht, weil unsere Kirmes nicht so groß ist.“ Es sei aber besser, wenn alle wüssten, was im Notfall zu tun ist. So stimmen sich Schützen mit Stadt, Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr und Rheinbahn immer im Vorfeld ab.

So traditionell die Kirmes auch ist, so gibt es auch immer wieder etwas Neues. In diesem Jahr ist zum Beispiel das Aqua-Labyrinth nach einigen Jahren der Pause wieder dabei. Zum ersten Mal ist auch der Stand mit Namen „Las Vegas“ aufgebaut. Drinnen stehen unterschiedliche Spielautomaten. Van Vreden: „Aber nicht mit echtem Geld wie im richtigen Las Vegas.“

Ansonsten gibt es viel für die kleinen Kirmes-Besucher: Kinderflieger, Entenangeln, Kinderkarussell, Feuerzauber und das Wasserbecken „Splash“. In das darf man nur rein, wenn man weniger als 80 Kilogramm wiegt und sich in einen wasserdichten Ball zwängt. Damit rollt und fliegt man übers Wasser. Zudem kann man Dosen werfen, Kamele rennen lassen, sich in die Nessie, eine große Schaukel ohne Überschlag, setzen und natürlich Raupe fahren. Van Vreden: „In dieser Raupe habe ich auch schon als Kind gesessen.“

Als Kirmesleckereien stehen neben spanischem Spritzgebäck, Mandeln und Zuckerwatte auch klassisch Bratwurst, Pommes, Döner oder Frikadellen und Reibekuchen zur Verfügung. Alle Preise sollen stabil geblieben sein, auch die Fahrtickets seien nicht erhöht worden. Schützen finden auf dem Festplatz natürlich noch etwas anderes: das große Zelt, in dem ab heute Abend bis zum Mittwoch gefeiert wird.

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