Mundart: Im Gegensatz liegt die Würze

Karl Schmalbach glaubt an eine Zukunft der Mundart — wenn man mit der Zeit geht.

Lank. Die Pappköpp in Krefeld sind ein Erfolgsmodell. Das Marionettentheater spielt fast immer vor ausverkauftem Haus, obwohl die Puppen ausschließlich in Krieewelsch, Krefelder Platt, sprechen.

Da der Altersdurchschnitt von Besuchern und Mitspielern aber jenseits der 60 Jahre liegt, glaubt nicht nur Autor Manfred Coelen, dass der heimische Dialekt bald eine Sprache für das Museum sein wird.

Karl Schmalbach, der mit seinem Lotumer Buretheater in Lank, Latum und darüber hinaus nicht minder erfolgreich ist, ist das zu kurz gedacht: „Den Kopf in den Sand zu stecken, hilft niemandem. Man muss sich der Zeit und der Umgangssprache anpassen, dann hat auch Mundart eine Zukunft.“

Vor vier Wochen lief die letzte Inszenierung des diesjährigen Buretheater-Stücks „Ne echte Kähl“. Alle 20 Vorstellungen seien wieder mehr oder weniger ausverkauft gewesen, beteuert Schmalbach.

Mit ein Grund dafür, dass darunter nicht nur „alte Knacker“ waren, sei sicherlich, dass im Buretheater stets auch ein paar junge Schauspieler auf der Bühne stehen würden. „Die bleiben zwar selten lange und sind schwer einzuschätzen, bringen aber frischen Wind mit“, sagt der 84-Jährige, der die Regie inzwischen anderen überlässt.

Bei den Proben schaue er im Vorfeld dennoch vorbei — nicht zuletzt, um immer ein paar kleine Änderungen vorzunehmen, die jedoch die Würze des Stücks ausmachen können. Dabei gehe es dem Gründer des Buretheaters vor allem darum, aktuelle Anspielungen einzubauen, die im Kontrast zu den oft leicht rückständigen Ansichten der Figuren aus dem bäuerlichen Milieu zur Pointe führen.

Mehrfach hatte Schmalbach in der Vergangenheit in seinen burlesken Stücken zumindest eine Rolle für einen arroganten Stadtmenschen vorgesehen, der im Konflikt mit der ihm fremden Welt der bäuerlichen Schläue der Einheimischen unterlegen ist.

„Es geht um die Qualität von Stück und Schauspielern — und um eine glaubhafte Besetzung. Mundart ist für mich nur Mittel zum Zweck. Das Missverständnis, wenn Hochdeutsch auf den Dialekt trifft, birgt immer Situationskomik. Wir könnten unsere Aufführungen theoretisch auch in Englisch durchführen“, sagt der Autor, der daher vorzugsweise von Heimat-, statt von Mundarttheater spricht.

Die Klagen darüber, dass Mundart, etwa Kölsch, auch im Fernsehen keinen Platz mehr fände, hält er zwar für richtig, „aber das kommt 20 Jahre zu spät.“ Das Kind sei schon längst in den Brunnen gefallen.

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