Meerbusch: Wahl zum Integrationsrat - Der Proporz stimmt nicht mehr

Vier von zehn Sitzen bleiben im Integrationsrat frei. Der wird vom Bürgermeister zur ersten Sitzung geladen.

Meerbusch. Für die Wahlhelfer war es ein langer Sonntag. So gab der erste Wähler in der Strümper Martinus-Grundschule erst um 11.30 Uhr seine Stimme ab. Schlange stehen musste man dort wie in den übrigen vier Wahllokalen auch zu keiner anderen Tageszeit: Am Ende sind 307 Wähler zur Wahl gegangen, 302 Stimmen sind gültig.

Doch mit der mageren Wahlbeteiligung von 7,38 Prozent liegt das bürgerlich geprägte Meerbusch gar nicht schlecht da. In Düsseldorf haben nur 4,67 Prozent der Wahlberechtigten den Integrationsrat gewählt, im Landesdurchschnitt waren es etwa elf Prozent.

Hayrettin Polat, der mit 116 Stimmen das deutlichste Votum erhielt, ist trotzdem ein bisschen enttäuscht: "Ich hatte auf 200 Stimmen gehofft", sagt der in Strümp lebende Türke, der schon Ende der 90er Jahre in Meerbuschs Ausländerbeirat aktiv war. "Wir werden alle gut zusammenarbeiten", betont Polat.

Weil der Schweißer und die Rechtsanwältin Ingrid Maas (49 Stimmen) - beide Einzelbewerber - überproportional mehr Stimmen erhielten als ihre Mitbewerber, bleiben vier der zehn Sitze im ersten Meerbuscher Integrationsrat frei.

Dem gehört auch der Österreicher Erhard Hartung an, dessen Kandidatur im Vorfeld für einige Aufregung bis hin zur Aufforderung zum Verzicht (ausgesprochen von der UWG Mehr Meerbusch) gesorgt hatte.

Veröffentlichungen zufolge ist der Mediziner in der Südtiroler Unabhängigkeitsbewegung engagiert, wurde im Zusammenhang mit einem Bombenanschlag und Toten Ende der 60er Jahre in Italien verurteilt, in Österreich jedoch von allen Vorwürfen frei gesprochen.

Noch ist unklar, wie sich der Integrationsrat in Meerbusch zusammensetzt. Ursprünglich sollten zehn gewählte Ausländervertreter mit fünf von den Parteien abgeordneten Politikern das Gremium besetzen. Diese klare Gewichtung zugunsten der Gewählten ist in der Ein-Stimmen-Mehrheit 6:5 nicht mehr gegeben. Reduziert die Politik im Verhältnis 2:1 die Anzahl ihrer Abgesandten, ist jedoch nicht mehr jede Ratsfraktion in dem Gremium vertreten.

Entschieden wird diese Frage wohl in der Ratssitzung am 25. Februar. Zeitnah wird danach der Bürgermeister zur konstituierenden Sitzung des Integrationsrats einladen, auf der die Mitglieder aus ihren Reihen einen Vorsitzenden wählen.

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