Meerbusch: Kleine Büdchen in der Krise

Längere Öffnungszeiten der Supermärkte und auch Baustellen machen Büdchen-Betreibern das Leben schwer.

Meerbusch. Groß ist der Enthusiasmus bei Herbert Linden, als er Anfang vergangenen Jahres die Nachfolge von Helmi Spie im Büdchen auf der Moerser Straße an der B9 antritt. "Retten" will er den traditionsreichen Kiosk, nachdem er gehört hatte, dass die alte Pächterin sich zur Ruhe setzen will.

Doch der Euphorie folgt bald die Ernüchterung. "Erst hat man mir die Baustelle direkt vor die Nase gesetzt. Da hielt kaum mal ein Auto an", klagt der 58-Jährige. "Aber auch als die Straße wieder frei war, hat sich nicht viel getan. Es hat sich nicht gelohnt", sagt Linden. Er habe aber einen Nachfolger gefunden, der in den Pachtvertrag mit der Stadt eingestiegen sei und dem Büdchen auch einen neuen Anstrich gegeben hat. "Meines Wissens will der im Februar eröffnen", so Linden.

Die kleine Immobilie, die zuvor seit 1951 von der Familie Spie geführt wurde, gehört in der Tat der Stadt. Nachdem klar ist, dass Helmi Spie den Betrieb aufgibt, hat man im Rathaus darüber nachgedacht, den Kiosk selbst zu nutzen, "zum Beispiel für den Ticketverkauf für Veranstaltungen im Forum Wasserturm", berichtet Stadt-Pressesprecher Michael Gorgs. Doch dann kam Linden - und die Idee wurde beiseite geschoben.

Büdchen haben in Meerbusch allgemein scheinbar einen schweren Stand. Der Kiosk gegenüber dem Kaisers-Markt in Lank ist vor kurzem einem Blumenladen gewichen, aber auch in den abgelegenen Rheingemeinden scheint das Konzept mit Getränken, Zeitschriften oder Süßigkeiten nicht zu funktionieren.

Bereits seit einigen Jahren verriegelt und verrammelt ist die als Büdchen genutzte Holzhütte in Nierst. "Man geht halt nur dahin, wenn man beim Einkauf im Supermarkt etwas vergessen hat", sagt Hans-Wilhelm Webers, Vorsitzender des Bürgervereins. "Außerdem schien den ganzen Tag die Sonne auf den Verkaufsraum, sodass der Betreiber große Kühlaggregate benötigte, um seine Getränke kalt zu halten. Dazu kam die Miete. Das kann sich nicht rentieren", so Webers.

In Nierst versucht man nun, die fehlende Einkaufsmöglichkeit vor Ort mit einem Markttag abzudecken. "Das funktioniert ganz gut, es hat sich eine Stammkundschaft etabliert, obwohl alles ein wenig teurer ist", berichtet Webers. Er betont nicht zuletzt die gesellschaftliche Bedeutung dieses Angebots: "Man trifft sich auf dem Markt und kann miteinander klönen."

Auch in Ilverich hat der Kiosk mit angeschlossener kleiner Kneipe seit längerem geschlossen. Zehn Jahre war es der Familie Otten gelungen, dort dank einer großen Portion Idealismus mit Erfolg einen Treffpunkt für das Dorf lebendig zu halten. Doch der Nachfolger hatte da offenbar andere Vorstellungen, berichtet Immobilienmakler Guido Biegel: "Wenn man morgens erst um 11 Uhr öffnet und abends gar nicht aufmacht, hat das natürlich keine Zukunft." Konsequenz: Nach neun Monaten war wieder Schluss.

Dennoch ist Biegel optimistisch, den Ilvericher Treff schnell wieder vermieten zu können - wenn die Vorstellungen denn nicht allzu unrealistisch sind: "Ich hatte einen Interessenten aus Grevenbroich, der kein Auto hat und jeden Morgen mit dem Bus kommen wollte. Das kann auf Dauer nicht klappen."

Prinzipiell ist Biegel jedoch überzeugt, dass ein Büdchen in einem Dorf, in dem es keine anderen Einkaufsmöglichkeiten gibt, gut laufen kann. "Nur die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Es darf in direkter Nachbarschaft keine rund um die Uhr geöffnete Tankstelle liegen oder, wie in Lank, ein Supermarkt, der bis 22 Uhr geöffnet hat."

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