Meerbusch/Deichsanierung: Sind die Pappeln noch zu retten?

Bürgerverein Nierst lädt alle Parteien zur Diskussion in die Alte Schule ein.

Meerbusch. Friedrich Freiherr von der Leyen hat zugesagt. Auf Wunsch der Politiker und der Bitte des Bürgermeisters folgend, wird der Deichgräf des Deichverbands Meerbusch-Lank am Mittwoch um 17 Uhr den Politikern im Bau- und Umweltausschuss Rede und Antwort zum Deichausbau bei Nierst stehen.

Fragen gibt es genug, nachdem sich kurz vor dem Beginn der Deichsanierung im Frühjahr 2010 die Initiative Pro Pappel gegründet hat, die für den Erhalt von etwa 86Bäumen kämpft, die dem neuen Deich weichen sollen.

In einem langwierigen Planfeststellungsverfahren waren vier Trassenvarianten skizziert, letztlich als Kompromiss aller Interessengruppen (u.a. Deichverband, Grundstückseigentümer, Landwirte, Naturschutzverbände) die aktuelle Linienführung ausgearbeitet und von der Bezirksregierung im vergangenen Jahr schließlich genehmigt worden.

86 Pappeln, die aus der Ferne in Reih und Glied wie am Bindfaden aufgezogen wirken, stehen dem neuen Deich zu nah und sollen in Erwartung der Sanierung ab April gefällt werden. Ein gravierender Eingriff ins Landschaftsbild, wie auch der Landschaftsplaner Rainer Leiders weiß. Aber er sei unabdingbar für die Deichsicherheit und neue Eschen glichen die Fällung mittelfristig aus.

Die Initiative Pro Pappel will nicht die Deichsanierung verhindern, plädiert aber für eine andere Trassenführung. Eine Verschwenkung des Deichverlaufs auf einer Länge von knapp 400 Metern etwa zehn Meter landeinwärts würde das Überleben der Bäume an dieser Stelle sichern. Die rund 60 Jahre alten Bäume seien vital und würden "durchaus 100 Jahre alt" werden können. Sie entfalteten auch im Alter ihre volle ökologische Wirkung. "Die etwa 100 Bäume mit 30 Metern Höhe und einer Stammquerschnittsfläche von einem Meter dürften bisher etwa 3450 Tonnen CO2 gebunden haben", betont Charlotte Nieß-Mache (Pro Pappel). "Mit gutem Willen und vertretbarem Aufwand durch die geringfügige Verschiebung der Trasse um wenige Meter könnte die Sicherheit des Deichs gewährleistet werden."

Eine derartige Verschiebung ist nach Auffassung der Initiative Pro Pappel von "unwesentlicher Bedeutung" im Sinne des § 76 des Verwaltungsverfahrensgesetzes. Wenn das so sei, könne die Planänderung bearbeitet werden, ohne dass es ein neues, langwieriges Planfeststellungsverfahren gebe und der Zeitplan außer Kontrolle geriete. Das müsse unverzüglich geprüft werden.

Der Deichverband Meerbusch-Lank will zu Jahresbeginn 2010 mit den Vorarbeiten zur Deichsanierung beginnen. Der moderne Hochwasserschutz - 30Zentimeter höher und im Fuß um ein Drittel breiter als der bisherige Deich - sei notwendig für die Sicherheit von Menschen und Gütern. Eine Deichrückverlegung, wie die Pappelfreunde sie in den vergangenen Wochen ins Gespräch gebracht haben, sei im Planfeststellungsverfahren laut eines Schreibens der Bezirksregierung Düsseldorf an den Deichverband vom 28.Oktober wegen der betroffenen Ackerflächen und umfangreichen Einwänden der Landwirtschaftskammer verworfen worden.

Die Pappelfällung werde den Naturschutzanforderungen gemäß durch standortgerechte Eschenpflanzungen ausgeglichen. Fazit des Regierungspräsidenten: Neue Tatsachen, die eine Wiederaufnahme des Planungsverfahrens erzwingen würden, seien für ihn nicht ersichtlich.

Die Bezirksregierung wertet eine Trassenverschwenkung anders als Pro Pappel als "wesentliche Änderung", die ein aufwendiges und langwieriges Planänderungsverfahren auslösen würde. "Die Zeitverzögerung ist aus Sicherheitsgründen nicht zu akzeptieren", heißt es in dem Schreiben. Außerdem seien die Zuschüsse des Landes gefährdet. Da keine wesentlichen Aspekte für ein neues Verfahren sprächen, sollte der Deichverband alle Arbeiten durchführen.

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