Meerbusch: Auch Strom ist eine Option

Im Gespräch: Die WBM planen auf lange Sicht, ihr Angebotsspektrum zu erweitern.

Meerbusch. Seit einem halben Jahr kooperieren die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM) mit den Stadtwerken Willich. Etwa 100 Mitarbeiter (60 aus Willich, 40 aus Meerbusch) arbeiten seitdem in der Servicegesellschaft, einer gemeinsamen Tochter, die sich um den Netzbetrieb, Energieabrechnungen und den Kundenservice kümmert. Das heißt für Meerbuscher Kunden beispielsweise, dass sie ihren Ansprechpartner nun unter einer Willicher Vorwahl erreichen. Das führe, gibt Weigand zu, manchmal zu Irritationen.

Die seien auch in der Tochtergesellschaft selbst spürbar gewesen. Immerhin sei die Kooperation vollzogen worden, bevor die Arbeitssysteme angeglichen werden konnten. Und obwohl die Unternehmen nach Weigands Einschätzung eine vergleichbare Philosophie haben, knirsche es manchmal im Getriebe.

Ein Beispiel: "In Meerbusch hatten die Kunden immer einen Sachbearbeiter, der über alle Vorgänge informiert war. In Willich sind beispielsweise Rechnungsstellung und Zahlungseingang getrennt."

Während Meerbusch die Kundenbetreuung nach Wohnorten zuteilte ("Das konnten wir uns bei unserer Größe auch leisten"), gab es in Willich einen zentralen Empfang für alle. "Das war wie ein Aufeinanderprallen von Kulturen", sagt der WBM-Geschäftsführer.

Diese Probleme seien erkannt, Lösungen gefunden oder in Sicht. "Wir sind halt sehr ins kalte Wasser gesprungen", meint Weigand. "Wir haben einfach angefangen und dann alle Fragen geregelt, die anfielen." Mittlerweile sei das Handwerkszeug, die EDV, für alle Beschäftigten gleich.

Die Arbeitsprozesse anzupassen und für Angestellte und Kunden reibungslos zu gestalten, formuliert Weigand als Ziel für dieses Jahr. Das ist nicht nur in betriebsklimatischer Hinsicht wichtig: "Einsparungen kann man nur erzielen, wenn der Betrieb ordentlich läuft." Und die sind ja das Ziel der Kooperation der beiden Energieversorger. Rund 1,5Millionen Euro pro Jahr will man in etwa zehn Jahren durch Synergieeffekte - und ohne betriebsbedingte Kündigungen - sparen.

Doch davon unabhängig wollen Stadtwerke wie auch WBM als eigene Marken erkennbar bleiben. Und als solche haben die WBM in Manfred Weigands letztem Amtsjahr noch zukunftsweisende Entscheidungen zu fällen.

Eine davon: "Die WBM wollen auf lange Sicht neben Erdgas- und Wasser- auch Stromversorger werden", betont Weigand. Da Ende des Jahres der Vertrag mit den RWE ausläuft - die WBM haben das Stromnetz gekauft und für 14 Jahre ans RWE verpachtet - denke man intensiv über die Neustrukturierung nach.

Man habe die Option, den Vertrag um vier Jahre zu verlängern, könne alternativ aber auch sofort das Netz übernehmen und Stromhandel betreiben. "Die Tendenz ist, möglichst bald in den Stromhandel einzusteigen", sagt Weigand.

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