Lutz Lienenkämper bald Minister

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ernennt Meerbuschs CDU-Chef zum Landesverkehrsminister.

Meerbusch. Blauäugig ist der Mann nur laut Personenbeschreibung. Beruflich ist der 39-jährige Strümper weit davon entfernt, unbedarft aufzutreten. Lutz Lienenkämper ist Parteichef der CDU in Meerbusch und deren Ratsmitglied, hat seit der jüngsten Kommunalwahl den Vorsitz der Kreistagsfraktion im Rhein-Kreis Neuss und ist seit 2005 auch Mitglied des Düsseldorfer Landtags.

Nur ein Jahr später wurde der Neuling wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Insofern hätte seine Umgebung gewarnt sein können. Doch dass Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Juristen gestern zum Landesverkehrsminister und damit zum Nachfolger Oliver Wittkes ernannte, kam doch für die meisten überraschend.

Lienenkämper tritt ein Amt an, dessen Inhaber Meerbusch und seine Bevölkerung jeweils gut kennengelernt haben: Mit dem Jahrzehnte währenden Streit um den Bau der Rheinquerung A44 und dem Dauerzwist um den Betrieb des Flughafens Düsseldorf ist die Stadt Partei in Auseinandersetzungen, die die Landesregierung ebenso wie die Gerichte beschäftigt hat und weiterhin beschäftigt.

Kleinere und größere politische Zwickmühlen sind Lutz Lienenkämper dabei bekannt: So stimmte er im November 2005 im Landtag als Meerbuscher Abgeordneter mit den Grünen und gegen seine eigene Fraktion gegen die neue Betriebsgenehmigung für den Flughafen Düsseldorf - und vermied es so, im Rat und Landesparlament unterschiedliche Positionen beziehen zu müssen.

Das kostete damals wenig, weil seine Stimme in Düsseldorf nicht ausschlaggebend war. Das Gewicht seines Wortes wird sich in seinem neuen Amt aber ebenso ändern wie die Perspektive auf Themen wie den Flughafenbetrieb.

Als erste Amtshandlung erwarten viele Meerbuscher allerdings einen ganz anderen Akt: In einer seiner letzten Amtsentscheidungen als Verkehrsminister hatte Lienenkämpers Vorgänger verkündet, die A44-Flughafenbrücke in Joachim-Erwin-Brücke umzubenennen. Das ist bisher nicht geschehen und es wäre wohl im Sinne der ebenso empörten wie überrumpelten Meerbuscher, wenn der Verkehrsminister Lutz Lienenkämper diese Neu-Taufe ersatzlos streichen würde.

Die Voraussetzungen dafür, dass Lienenkämper auf seinem Ministerposten nicht scheitern wird, stehen nicht schlecht. Er wird dafür geschätzt, sich schnell in Themen einarbeiten zu können, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und, wie Bürgermeister Dieter Spindler es ausdrückt, "sehr erfolgsorientiert zu arbeiten".

Lutz Lienenkämper auf seiner Homepage als Antwort auf die Frage, was er gerne einmal versuchen möchte.

Was dem leidenschaftlichen Tennisspieler ebenso zugute kommen dürfte: Lienenkämper ist ein umgänglicher, ein kommunikativer, nicht auf Konfrontation ausgerichteter Typ. Er hat auch in zermürbenden Ausschusssitzungen ein Händchen dafür bewiesen, wo immer möglich Argumente des politischen Gegners einzubeziehen.

Dass Entscheidungen aus Lienenkämpers Landesressort vor Ort häufig die Bildung einer Bürgerinitiative provozieren, wird ihn vor Auftritten kaum abschrecken: "Er hat ja Bürgeranhörungen in Meerbusch überstanden. Da mach’ ich mir jetzt um ihn keine Sorgen", scherzt Werner Damblon, der als CDU-Fraktionschef und Planungspolitiker in Lienenkämpers Meerbuscher Fußstapfen getreten ist.

"Er hat mich ja erst mit sanftem Druck dazu überredet, in die Kommunalpolitik zu gehen - und natürlich untertrieben bei der Angabe, wie hoch der Arbeitsaufwand ist."

Glückwünsche gingen gestern innerhalb Meerbuschs auch aus Lank Richtung Strümp: "Ich wünsche ihm alles Gute", reagierte der Landtagsvizepräsident Oliver Keymis (Bündnis90/Die Grünen) auf die Ernennung. "Er tritt einen sehr schwierigen Job an." Die Erarbeitung eines neuen Luftverkehrskonzeptes ab 2010 gehöre dazu.

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