Lank: Geschichte - Kirchenglocken und ein Mordfall

Der Heimatkreis Lank bot per Rundgang durch den Ortskern eine Reise zurück in die Vergangenheit.

Lank. Als es zur halben Stunde schlägt, zucken die meisten Besucher erschrocken zusammen. Kein Wunder, befinden sich die großen Glocken doch nur wenige Schritte entfernt, in gut 48 Metern Höhe.

Diese Kirchenbesichtigung, bei der es im wahrsten Sinne des Wortes hoch hinaus geht, ist Teil des Rundgangs durch das Lanker Zentrum, zu dem der Heimatkreis am Samstag eingeladen hatte.

Selbst für die Alteingesessenen unter den etwa 25 Teilnehmern fordert der Spaziergang wohl so manches Neues zutage. So können die Besucher nur wenige Meter unter dem Dach des langen Kirchenschiffes von St. Stephanus das alte Uhrwerk aus dem Jahr 1929 bestaunen - und auch mal an den großen Zahnrädern drehen.

"Das ist hier fast ein kleines Museum", sagt der Vorsitzende des Lanker Heimatkreises, Franz-Josef Radmacher, nicht ohne Stolz und steigt noch eine weitere Treppe herauf. Höher geht’s nicht mehr. Und längst nicht alle Besucher wagen es, ihm zu folgen.

Zwar wurden die alten Holzleitern im Glockenturm vor einigen Jahren gegen Treppen aus Stahl mit Geländer ausgetauscht, sehr steil ist der Aufgang aber noch immer.

"Wenn es jetzt zu läuten anfängt, werden wir zerquetscht", scherzt ein Teilnehmer, als er sich die beiden oberen Glocken genauer ansieht. Tatsächlich ist es direkt an der Quelle des Lanker Glockenklangs vor allem eines: eng. Allerhöchstens vier Personen können gleichzeitig nach oben. Auch der Innenraum von St. Stephanus bietet Interessantes.

Zum Beispiel den freien Blick von der so genannten Orgelbühne auf die von Hans Lohbeck gestalteten Kirchenfenster. "Die Fenster zeigen die heilige Dreifaltigkeit", erklärt Siegfried Schabert vom Heimatkreis Lank.

Doch auch allzu Weltliches erfährt der Teilnehmer auf dem Rundgang durch den Ort. Zum Beispiel, dass auf dem Platz mit dem Namen "Alter Markt" tatsächlich nie Marktwaren angeboten wurden. "Der Platz sieht zumindest aus wie ein Marktplatz", begründet Radmacher die Namensgebung und lacht.

Den Brunnen mit den drei Bauernfiguren auf der Mitte des Platzes kennt in Meerbusch wohl fast jeder. Dass er theoretisch aber auch dem Ortsfremden Auskunft über die (historischen) Bewohner des Stadtteils geben kann, dürfte nicht jedem bekannt sein.

Auf vier Tafeln um den Brunnen steht in Mundart geschrieben: Länkter Bure (Lanker Bauern), Wejber die lure (Mädchen, die neugierig gucken), Vrollet die knuure (Frauen, die mürrisch und kritisch sind), Lotumer Suure (eine Lanker Sauerkirschen-Art).

Aber auch anderes rund um den Marktplatz erfahren die Teilnehmer. So zum Beispiel, dass sich der historische Fronhof nicht etwa dort befand wo heute die gleichnamige Gaststätte steht, sondern, wie Radmacher sagt, weiter dahinter.

Oder aber, dass die Eingangstür der früheren Gaststätte "Zum weißen Pferd" nicht aus Zufall nur wenige Meter von der damaligen Kirchentür entfernt lag. Radmacher: "Schon früher haben sich die Männer heimlich während der Predigt in die Kneipe geschlichen."

Idyllisch wie ein Ölgemälde scheint der Ortskern in Lank zuweilen zu wirken. Aber auch hier hat es schon Mord und Totschlag gegeben. So sei in dem Haus, das an die Gaststätte Haus Baumeister angrenzt, in den 1920er-Jahren ein Mann ermordet worden, der wegen seiner vielfältigen Fähigkeiten den Spitznamen "Kannalles" trug, abgeleitet von "kann alles". "Man hat den Mörder nie gefunden", sagt Radmacher.

Noch immer halte sich das Dorfgerücht, dass nur der damalige Pfarrer den Namen des Täters kannte. Ihm habe der Mörder die Tat einst gebeichtet.

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