Kandidaten stellen sich Fragen der Jugend

Die Veranstaltung fand im Vorfeld der U18-Wahl statt, die im Meerbusch am 15. September über die Bühne geht.

Kandidaten stellen sich Fragen der Jugend
Foto: J. Hagenacker

Am Ende der Podiumsdiskussion mit Direktkandidaten für die Bundestagswahl im Osterather JuCa gibt es einen klaren Sieger — und es ist kein Politiker und „Profi-Redner“. Gewonnen haben an diesem Abend ganz klar die Jugendlichen: Jene auf dem Podium, die die Runde mit Ansgar Heveling (CDU), Otto Fricke (FDP), Nicole Specker (SPD), Susanne Badra (Grüne) und Heiner Bäther (Linke) souverän, aber nicht zu erwachsen moderiert haben; und die, die im Publikum saßen und jetzt in Bezug ihre Wahl möglicherweise ein bisschen schlauer sind.

Zur Vorbereitung auf die „U18-Wahl“ am 15. September, die in Meerbusch in diesem Jahr zum ersten Mal und auf Initiative des Stadtjugendrings stattfindet, haben sich die Direktkandidaten des Wahlkreises 110 (Meerbusch, Kaarst, Korschenbroich, Jüchen und Krefeld-Süd) auf Einladung der „querkopf akademie“ den Fragen eines vierköpfigen Moderatorenteams gestellt, das sich aus Vertretern der entsprechenden Jugendorganisationen zusammensetzte.

Auf der Moderatorenseite fehlte die Vertreterin der Jungen Linken, auf der Seite der Podiumsgäste Christof Rausch von der AfD. Die Jugendlichen hätten auch ihm gerne Fragen gestellt, die AfD beziehungsweise ihr Direktkandidat sei aber im Urlaub, erklärte „querkopf“-Gründerin Ulla Bundrock-Muhs den Zuhören zu Beginn der Talk-Runde. Bei der ersten Probeabstimmung erhielt die Alternative für Deutschland keine einzige Stimme.

Drei Stunden lang, unterbrochen durch eine 20-minütige Weißwurst- und-Bretzel-Pause, führten Niklas Geppert von den Jungen Liberalen, Felix Drewes von der Jungen Union, Moco Ippers von den Jungen Grünen und Noah Mihan Neejad von den Jungen Sozialdemokraten ihre Gäste durch fünf „junge“ Schwerpunktthemen: das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (justiziell), das Auto der Zukunft (energiepolitisch), transatlantische Beziehungen (Außenpolitik), Extremismus in Deutschland (innere Sicherheit) und — Digitalisierung (Wirtschaft). Warum das freie W-Lan in Deutschland im Vergleich zum Ausland so spärlich ausgebaut sei, wollte Niklas Geppert, der eines „der“ Zukunftsthemen — eben Digitalisierung — moderierte, von Nicole Specker wissen. Die SPD-Kandidatin erklärte, was aus ihrer Sicht getan werden muss: Extrem ins Breitband investieren, gutes Internet für Unternehmen und Privathaushalte selbst in abgelegenen Dörfern schaffen, zusehen, dass man die Digitalisierung in Schulen voranbringt und sie schnellstmöglich Bestandteil des Unterrichts wird.

Ansgar Heveling bekam eine Frage zum mobilen Netz gestellt. Konkret: Was sich dagegen tun lässt, dass es in einigen Regionen eine halbe Stunde dauert, um ein Bild über WhatsApp zu verschicken? Deutschlandweit ein lückenloses Netz aufzubauen, sei Aufgabe des Staates, erklärte Heveling, der seit 2009 für die CDU im Bundestag sitzt. Und er berichtete vom entsprechenden Förderprogramm des Bundes, von dem auch Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss profitierten.

Susanne Badra wurde gefragt, was der Bund für den digitalen Ausbau an Schulen tun kann, obwohl Schulpolitik Ländersache ist. Der Bund, sagte Badra, müsse in der Tat eine Handhabe bekommen, um finanzielle Unterstützung für die Länder leisten zu können — damit Bildung am Ende nicht davon abhängig sei, in welchem Bundesland man groß werde. Konzepte zum Ausbau der Medienkompetenz von Schülern wollte Niklas Geppert von Otto Fricke hören. Dass die Schulen nicht vorgeben könnten, welche Medien gut oder schlecht seien, lautete die Antwort. Ihre Aufgabe sei es vielmehr, aufzuzeigen, welche Wechselwirkungen in Bezug auf Dateneingabe entstehen, und zu kommunizieren, welcher der richtige Weg ist, um an Inhalte zu kommen.

Auf die Frage, was angesichts hoher bürokratischer Hürden das Gründen für innovative Start-Ups attraktiver mache, sagte Heiner Bäther, er halte Unterstützung von Paten nicht nur in der Vorbereitungsphase, sondern auch später für wichtig.

Und das Fazit? Berna Giousouf zum Beispiel, seit einem Jahr Mitglied der Jungen Union, hatte sich zu Beginn des Abends eine interessante Diskussion erhofft — „nicht so fade wie das TV-Duell von Merkel und Schulz“. Nach den ersten zwei Themenrunden ist die 19-Jährige zufrieden: „Mich haben besonders die Themen Digitalisierung und Meinungsfreiheit interessiert“, sagt sie. „Was ich wohl schade finde, ist, dass das Thema Außenpolitik nur kurz angeschnitten wurde. Aber die Moderation finde ich super.“

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