Kabarettist Steimle: Das Sächsische wird auf der Bühne hoffähig

Uwe Steimle brilliert mit „Authentisch — ein Stück weit“ im Forum Wasserturm in Lank.

Lank. Selbst dem Genre gegenüber aufgeschlossene Freunde des Kabaretts sind es in der Regel inzwischen überdrüssig, die Facetten im Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen dargelegt zu bekommen.

Nach fast einem Vierteljahrhundert Deutsche Einheit scheint bereits alles gesagt, ohnehin dominieren ja längst die Gemeinsamkeiten.

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Uwe Steimle schafft es immer noch, mit seinem gekonnten Zusammenspiel aus intelligentem Witz und gnadenlosem sächsischen Dialekt der Thematik theatralische wie grotesk-komische Tiefe zu verleihen.

Er sieht auf der Bühne mit seiner gelben Hose und dem unscheinbar grauen Pullunder zwar wie ein langweiliger Oberlehrer aus, doch der Schein trügt: Steimle hat es faustdick hinter den Ohren.

Aus der Hüfte feuert er plötzlich seine politischen Pointen ab, zerpflückt sprachliche Unzulänglichkeiten und kehrt dann doch immer wieder zu den kleinen Geschichten des Alltags zurück.

Dabei verharrt er stets an einer Stelle, nur mit den Armen rudert er, stemmt sie in die Hüften oder bohrt den Zeigefinger warnend ins Publikum. Bestimmte Gesten wie die berüchtigte Merkel-Raute dürfen natürlich nicht fehlen.

Einem roten Faden folgt das Programm nicht unbedingt, zu gerne schweift der Adolf-Grimme-Preisträger — im Nebenberuf Schauspieler (unter anderem Heimat, Polizeiruf 110) — ab und plappert vermeintlich Belangloses daher. Er erzählt von seinen Erlebnissen bei einem Auftritt in Hassfurt oder was ihm so an seinen Mitmenschen auf der Straße auffällt.

Das hat meist mehr feinsinnigen Humor als die Gag-Aneinanderreihungen mancher Konkurrenten, gewisse Längen sind aber ebenfalls unverkennbar. Die verzeiht man dem 50-Jährigen aber gerne, denn Steimle bekommt stets die Kurve.

Das wichtigste Mittel des Dresdners, Komik zu erzeugen, bleibt der sächsische Dialekt. Fast zärtlich vollzieht er mit der Zunge die Rolle im Mund, um das Idiom des ostdeutschen Kleinbürgers zur Vollendung zu bringen — was wiederum für die Wessis im Publikum zum Brüllen komisch klingt.

„Wenn Sie was nicht verstehen, fragen Sie ruhig“, fordert der Kabarettist die Zuschauer freundlich auf, ehe er zu seinem versöhnlichen Fazit gelangt: „So verschieden sind wir doch gar nicht.“

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