Interview mit Bürgermeisterkandidatin Sonja Bertini

Meerbusch. Die Krefelderin Sonja Bertini wird am Sonntag als Bürgermeisterkandidatin für FDP, SPD und UWG antreten.

Interview mit Bürgermeisterkandidatin Sonja Bertini
Foto: M.I.

WZ: Frau Bertini, was sind politische Schwerpunkte?

Am 25. Mai wurde gewählt.

Am 25. Mai wurde gewählt.

Foto: grhi

Bertini: Ich setze an im Bereich Finanzen, hier muss eine generelle Bestandsaufnahme durchgeführt werden. Wo gibt die Stadt am meisten aus und warum? Büro und Ausstattung kommen auf den Prüfstand. Beispielsweise könnte man mehr lizenzfreie Software verwenden und Lizenzen sparen.

WZ: Sie schlagen vor, durch Umstrukturierungen Geld zu sparen.

Bertini: Meerbusch könnte eine Vorreiterrolle in der interkommunalen Zusammenarbeit übernehmen. Zudem könnte durch Aufgabenkritik Potenzial geschaffen werden, das zu Einsparungen führt. Es muss nicht sein, dass teuer bezahlte Sozialpädagogen Fälle verwalten und freie Träger die sozialpädagogische Arbeit übernehmen. Eine Schreibkraft könnte die Dokumentation machen, die Fachkräfte die pädagogische Arbeit. Das motiviert — und spart Kosten.

WZ: Eine bessere Vermarktung der Stadt — was meinen Sie damit?

Bertini: Ich sehe die Verwaltung in vielen Dingen in der Warteschleife. Warum geht die Wirtschaftsförderung nicht aktiv auf Unternehmen zu? Man müsste den Bedarf der Firmen und Unternehmer ermitteln und dann ein Angebot machen. Beispielsweise könnte die Stadt das Alte Rathaus in Osterath zum Gründerzentrum machen.

WZ: Wie wollen Sie Transparenz und Bürgernähe erreichen?

Bertini: Beispielsweise durch mobile Bürgerbüros, die in den kleinen Stadtteilen Station machen. Das ist zukunftsträchtig, machbar und finanzierbar. Sprechstunden auf ein Mindestmaß zu reduzieren, ist der falsche Weg.

WZ: Wie sehen Sie Ihre Rolle als Bürgermeisterin?

Bertini: Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung. Die Bürgerschaft stellt die Verwaltung, die Bürger wählen Ratsvertreter und die entscheiden. Der Bürgermeister hat die Entscheidung des Rats umzusetzen. Die Stellung der Verwaltung ist, Dienstleister der gesamten Bürgerschaft zu sein.

WZ: Als Bürgermeisterin würde Ihre Personalverantwortung von Null auf 640 steigen. Angst?

Bertini: Nein. Ein Dezernat mit 300 Mitarbeitern zu haben, ist für mich kein Qualitätsnachweis. Ein Bürgermeister übernimmt keine kopf- und gehirnlose Verwaltung. In den ersten 100 Tagen im Amt will ich jeden Arbeitsplatz besuchen, Kritik und Verbesserungsvorschläge einsammeln. Man muss sich auf kompetente Mitarbeiter verlassen.

WZ: Sie werfen der Stadt vor, im Dornröschenschlaf zu liegen.

Bertini: Ja, zum Beispiel in Bezug auf bezahlbaren Wohnraum. In den letzten Jahren sind große Baugebiete planungsrechtlich ausgestaltet worden, Böhler, Ostara und der alte Bauhof. Hier ist es sträflich versäumt worden, bezahlbaren Wohnraum beispielsweise für die Start-up-Generation zu schaffen. Auch hat die Stadt dadurch immer höhere Kosten für Mietzahlungen bei Leistungsbeziehern, die übernommen werden müssen. Spätestens jetzt muss angefangen werden, die verbleibenden Flächen besser aufzustellen.

WZ: Welche Aufgaben warten im Planungsbereich?

Bertini: Die Stadtentwicklung schläft in meinen Augen. Der Generalverkehrsplan muss überarbeitet werden und ein Sportstättenkonzept muss her. Dies müssen Begegnungsstätten werden. Es geht auch nicht, dass die Stadt bei Haus Meer nichts macht. Es ist das Einfallstor für Meerbusch, das kann man doch nicht liegenlassen.

WZ: Sie haben Meerbusch im Wahlkampf kennengelernt. Was fällt Ihnen spontan zur Stadt und ihren Bewohnern ein?

Bertini: Ich habe keinen einzigen Meerbuscher kennengelernt, nur Lanker, Osterather, Büdericher oder Zugezogene. Es gibt kein gesamtstädtisches Empfinden. Die Menschen sind nordisch: skeptisch, formvollendet und zunächst ein bisschen auf Abstand.

WZ: Was sind Ihre Stärken?

Bertini: Ich bin bodenständig, pragmatisch und nicht ideologisch. Ich habe einen gesunden Menschenverstand und ein ausgeprägtes Rechtsempfinden. Und ich glaube, ich kann das gut kommunizieren.

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