Ehrenamt: „Hilfe darf keine Einbahnstraße sein“

Fünf Freiwillige berichten über ihre Arbeit mit Kindern oder Senioren. Der Bedarf an Ehrenamtlern ist groß.

Meerbusch. Insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund, die trotz Förderunterricht in der Schule nur schwer den Anschluss finden, sind dankbar für eine individuelle, kontinuierliche Unterstützung am Nachmittag. Auf rund 150 Personen, die ihre Freizeit unentgeltlich zur Verfügung stellen, kann Brigitte Erwig im Ehrenamt-Forum zählen — Männer wie Frauen, Pensionäre und Berufstätige. Viele dieser Freiwilligen sind auf genau diesem Gebiet tätig.

Günther Maschmann hat schon mehrere Jungen begleitet. Aktuell betreut er einen 17-jährigen gebürtigen Serben. „Aus einmal wurde dreimal die Woche. Eigentlich wollten wir nur den Hauptschulabschluss schaffen, jetzt fragt er, wie es danach weitergeht.

Da überlegt man sich: Will ich das überhaupt?“, sagt der Strümper und fügt an: „Hilfe darf keine Einbahnstraße sein. Stellen sich Erfolge ein, bekommt man auch etwas zurück.“ Die Ansprüche sind bisweilen gering. „Er hatte so seine Probleme mit dem Aufstehen. Jetzt schickt er mir jeden Morgen ein aktuelles Foto von sich vor der Schule auf mein Handy.“ Spielerische Kontrolle, nennt Maschmann das.

Seit der Schulzeit hat Rainer Schmidt-Schmiedebach anderen Nachhilfe gegeben. Latein, Mathe, Geschichte, Deutsch, „es waren tausende, denen ich auch bei der Berufswahl und der Suche nach einer Lehrstelle oder einem Studienplatz geholfen habe“, sagt der 70-Jährige.

Ein an Journalismus interessierter Jugendlicher, der keine Lust auf seinen Wehrdienst hatte, absolvierte ihn dank seiner Vermittlung schließlich in der Pressestelle des Verteidigungsministeriums. „Erhalte ich per E-Mail eine positive Rückmeldung, reicht mir das als Dank“, erzählt Schmidt-Schmiedebach.

Fünf Kindern an fünf Nachmittagen greift Fritz Isselstein ehrenamtlich unter die Arme. „Wenn es mit der Sprache hapert, färbt das auch auf andere Fächer ab, etwa bei Textaufgaben in Mathematik“, hat der Osterather bei einem Mädchen aus Sri Lanka erkannt.

Das Elternhaus könne dabei selten helfen, eher müssten die Kinder noch Dolmetscher-Aufgaben übernehmen. Trotz vieler Probleme gebe es immer auch schöne Momente: „Zum Beispiel, wenn das Kind mich schon auf der Straße freudestrahlend erwartet.“

Johannes Bär ist handwerklich begabt. Lange hat er in der Eichendorff-Grundschule mit Gruppen von bis zu acht Kindern gebastelt: „Boote, Flugzeuge, Drachen. Das erfordert Geduld, Disziplin und Konzentration. Die Mädchen haben sich dabei oft geschickter angestellt als die Jungs“, erzählt der 75-Jährige, der sich inzwischen, wie er sagt, im Hildegundisheim „um alte Leute kümmert“.

Dort hat auch Ulrich Eichhorst eine Aufgabe gefunden, nachdem er einige Zeit nachmittags in der Grundschule mit Kindern Sport getrieben hat. „Einen Sack Flöhe zu hüten, wäre wohl einfacher gewesen“, sagt er rückblickend. Mit den Senioren spielt er jetzt Skat. „Die freuen sich jedes Mal diebisch darauf — auch, wenn der Tod natürlich ein alltägliches Thema ist.“

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