Denkmalschutz: Rückkehr zur NS-Optik

Das ehemalige HJ-Heim in Büderich muss so saniert werden, dass es dem Originalzustand aus den 30er Jahren wieder ähnlicher wird.

Der Denkmalschutz und die Folgen: Die Stadt wird das ehemalige Heim der Hitlerjugend am Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich in Teilen wieder so herrichten, wie es in der Originalplanung zu Hitlers Zeiten vorgesehen war. So werden die Fensterläden wie in der ersten Planung angebracht. Eine Dachgaube über dem Eingang wird eingebaut. Wo immer möglich, wird der alte Grundriss des Hauses aufgenommen. „Wir reißen Zwischenwände raus und reaktivieren so die denkmalgerechte Struktur“, sagt Claus Klein, Leiter der Immobilienverwaltung. Dass die Stadt in Teilen den alten Zustand wieder herstellt, sei ein Angebot an die Denkmalpfleger, um die Zustimmung für die Sanierung und Zwecküberführung zu erhalten.

Denkmalschutz: Rückkehr zur NS-Optik
Foto: Stadt Meerbusch

1,32 Millionen Euro sollen die Arbeiten kosten, die schon nächste Woche beginnen. Mitte 2017 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Es soll den Offenen Ganztag der beiden Grundschulen Mauritiusschule und Brüder-Grimm-Schule beherbergen. Auch das Straßenverkehrsamt und das Bürgerbüro werden dort untergebracht. Unter anderem wird dafür auch das komplette Dach erneuert. „Die Folie unter den Dachpfannen ist komplett zerstört“, erläuterte Claus Klein. Denkmalrechtlich sei alles genehmigt. Der Bau würde wieder ein „Schmuckstück“.

Auszug aus der Denkmalbegründung

1936 hatte die Gemeinde Büderich das Grundstück an der damaligen Adolf-Hitler-Straße, heute Dorfstraße, gekauft und den Architekten Klaus Reese aus Büderich mit der Planung eines HJ-Heimes beauftragt. 1939 erhielt das Bauwerk den Namen Hermann-Göring-Heim. Charakteristika dieses Gebäudes, so dokumentiert es die Ortsgruppe Meerbusch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz auf ihrer Denkmalseite im Internet, seien die kasernenmäßig durchlaufenden Flure, Fahnen- und Feierhalle sowie Appellflur, Räume für die Führer im Erdgeschoss und Gemeinschaftsräume gewesen. „Das ehemalige HJ-Heim ist erhaltenswert aus wissenschaftlichen und architekturgeschichtlichen Gründen als selten erhaltener Typus eines Repräsentationsgebäudes der Zeit des Dritten Reiches“, heißt es in der Denkmalbegründung. Außerdem sei es erhaltenswert aus „ortsgeschichtlichen Gründen als Werk eines Architekten der Region, der in den 1930er Jahren und in der Nachkriegszeit mehrere Wohnhäuser im traditionellen Heimatstil und ungefähr zur gleichen Zeit in Duisburg-Neudorf ein weiteres HJ-Heim errichtete.“

2008 machten die Politiker das Bauwerk zum Denkmal — damals aber unter der Bedingung, dass eine Dokumentationsstelle eingerichtet werden soll. Diskutiert wurde auch, ob ein unter Putz liegendes Nazi-Fresko freigelegt werden soll. Diesen Wunsch der Historiker lehnte die Politik ab. Der Weg ist also frei für die Sanierung des Denkmals. Wie Claus Klein im Schulausschuss erläuterte, wird das Gebäude in zwei Teile zerschnitten, in einem wird sich künftig der Offene Ganztag der beiden Schulen befinden, jeweils eine Schule pro Etage. Im anderen Trakt, der durch eine Brandschutztür getrennt ist, werden Bürgerbüro und Straßenverkehrsamt untergebracht. Die Kinder im Ganztag sollen ungestört vom Betrieb im Verwaltungsbereich bleiben. Für den Offenen Ganztag gibt es einen Eingang vom Schulhof aus — der auch schon früher einmal so bestanden hatte.

Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) fragte im Ausschuss an, inwieweit die Hitzebildung unter dem Dach verhindert werden könne. Wie Claus Klein erläuterte, sollen modernere Fenster eingebaut werden. Auf dem neuesten Stand seien diese allerdings nicht, weil ansonsten Schimmelbildung drohte. Auf ein Einkleiden des Denkmalbaus mit einer Dämmung wollte die Stadt verzichten, lieber die historische Anmutung bewahren.

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