Büderich: Schüler fragen, Politiker antworten

Fünf Bundestagskandidaten stellten sich auf dem Podium im Mataré-Gymnasium vor.

Büderich. Otto Fricke hatte als 13-Jähriger eine Freundin in Meerbusch und hat mit der Fähre in Langst-Kierst seine erste Schiffsreise über den Rhein erlebt - na, wenn das kein Grund ist, heute im Meerbuscher Wahlkreis111 erneut für den Bundestag zu kandidieren.

Zumal der Traumjob ("Botschafter in den Niederlanden)") nicht in Reichweite ist. Berlin schon. Dorthin würde der Liberale auch Ansgar Heveling (CDU) mitnehmen, der auf diese Weise die rheinische Sprache nicht ganz so schmerzlich vermissen müsste.

Kurzweilig ist die Podiumsdiskussion im Mataré-Gymnasium am Donnerstag. Zwischen vollen Rängen und der Bühne entwickelt sich in der Aula ein Frage-Antwort-Spiel, vorbereitet vom Sowi-Grundkurs von Bernd Freisberg. Wirtschaftspolitik, Arbeitsmarkt- und Energiepolitik, Mindestlohn, Steuersenkungen und Subventionsabbau - wer zuhört, kann trotz oder gerade aufgrund der Kürze der Antworten von den Parteienvertretern wirklich Konkretes erfahren.

Ebenso wichtig wie die Antworten auf seine Fragen ist dem jugendlichen Publikum die "Chemie". Da bekommt Fricke Applaus, weil er der Mathematik ab der oberen Mittelstufe nicht mehr richtig folgen konnte ("Obwohl ich die Kenntnisse heute sehr brauche"), erhält Hans-Christian Markert (Grüne) Beifall, weil er in den Augen der Schüler zwar keine Chance hat, nach Berlin zu kommen, ihm aber das engagierte Werben für Inhalte im Wahlkampf Spaß mache.

Wie weit ihn sein Lebensmotto "et is noch immer jut jejange" bringt, weiß Hubert Eßer (SPD) nicht, aber dass er stärker in Bildung investieren, die Steuern nicht senken und Deutschland im Bereich der Energieeffizienz zum Weltmarktführer machen will, ist sicher. "Bis wann soll das Ziel erreicht sein?" Darauf bekommt die Schülerin keine klare Antwort.

Mindestlohn? Da sind Markert ("Das ist auch eine Menschenrechtsfrage") und Manfred Büddemann (Linke) sowie Fricke und Heveling entgegengesetzter Ansicht, doch in der Diskussion wird immer wieder deutlich, was Fricke so formuliert: "Über die Wichtigkeit vieler Bereiche wie Bildung oder Energiepolitik sind wir uns einig. Die strittige Frage ist, wie wir die Ziele erreichen."

Nach eineinhalb munteren Stunden bekundet ein Großteil der Zuhörer, dass die Diskussion zu ihrer Entscheidungsfindung beigetragen habe. Und noch mehr Finger schnellen in die Höhe, als es darum geht, wer am Sonntag, 27.September, wählen wird.

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