Büderich: Für neue Strömungen immer offen

Der 950 Mitglieder starke Verein Tura Büderich feiert sein 100-jähriges Bestehen.

Büderich. Die Geschichte des Turn- und Rasensport-Vereins Büderich nahm 1909 ihren Anfang, als ein gewisser Robert Engels - ganz im Sinne von Turnvater Jahn - unter freiem Himmel an einem selbst zusammengeschraubten Reck seine Felgaufschwünge machte.

Diese Freiluftübungen des muskulösen Mannes zogen Bewunderer wie Nachahmer an, und schon bald reifte der Wunsch, der sportlichen Betätigung einen offiziellen Anstrich zu geben. Und so kamen im Lokal Delmes 35 Turner zusammen und gründeten den Turnverein Büderich.

100 Jahre ist der Verein jetzt alt, der sich seit der Fusion mit den Fußballern des 1915 gegründeten Rasensportvereins vor 63 Jahren Tura Büderich nennt. Diesen runden Geburtstag feierten die Mitglieder am Sonntagmorgen im Börker Brauhaus mit Reden, Ehrungen und vor allem einem ausgedehnten Rückblick des Vorsitzenden Michael Mielke.

Denn die Historie des Büdericher Klubs weist viele Höhepunkte und auch manch skurrile Randgeschichte auf.

So wurde die Fusion von Fußballern und Turnern 1946 keineswegs aus eigenem Wunsch vollzogen, "vielmehr duldete die Besatzungsmacht keine zwei Vereine in Büderich", blickt Mielke zurück.

Und auch, dass sich 1948 Vereinsmitglieder abseits der sportlichen Ertüchtigung gerne zu einem literarischen Zirkel trafen und nicht zuletzt der Kammermusik sehr zugetan waren, dürfte heute kaum noch jemandem bekannt sein.

Mit der ersten richtigen Turnhalle im Ort an der Witzfeldstraße nahmen dann wenig später auch die sportlichen Bedingungen für die Turner einen Aufschwung. "Endlich stieß man am Hochreck nicht mehr mit den Füßen an die Decke und hatte statt eines alten Boller-Ofens sogar eine Zentralheizung", erinnert der Vorsitzende.

Bis heute stünde bei Tura der Breitensport im Mittelpunkt, unterstreicht Mielke - wohl auch eine Folge der Abspaltung der Fußballer 2002, die sich mit dem BV zum neuen Verein FC Büderich zusammenschlossen. "Das Ende einer Ära, sehr schmerzlich", bedauert Mielke.

Dass der Verein dennoch auf eine derart lange Geschichte zurückblicken kann, ist darauf zurückzuführen, dass man sich Neuem gegenüber nie verschlossen zeigte. So kamen im Verlauf der Jahrzehnte Tischtennisspieler und Handballer, Judoka und Karateka, Koronar-Sportler oder neuerdings auch Jiu Jitsu-Kämpfer hinzu.

Diese Vielseitigkeit würdigte auch Bürgermeister Dieter Spindler: "Ein Reck unter freiem Himmel lockt keine Jugendlichen mehr an, und den alten Turnvater Jahn haben längst andere Sport-Idole abgelöst. Ich denke, Tura Büderich hat auf die Frage, wie ein 100 Jahre alter Verein zeitgemäß und attraktiv bleiben kann, die richtige Antwort gefunden."

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