Büderich: Eiskeller ist überraschend stabil

Der zweite Sanierungsabschnitt des Parks ist abgeschlossen. Führungen zeigen die neuen Schätze.

Büderich. Die Szene könnte aus einer Jane-Austen-Verfilmung stammen: Wie ein bizarres Gebilde reckt die zwei Jahrhunderte alte Platane ihre knorrigen Äste in die Nachmittagssonne. Deren schräg einfallendes Licht modelliert alle Ecken und Kanten der Ruine an der Parkgrenze, während eine illustre Gesellschaft im Vordergrund bei Schnittchen und Wein dem Small-Talk frönt. Zeit und Außenwelt scheinen ausgesperrt aus dieser Idylle.

Nur stammt diese Szene aus keinem Jane-Austen-Film, sondern ist Bestandteil eines Ortstermins mitten in Meerbusch. Der Förderverein Haus Meer unter seinem Vorsitzenden Herbert Jacobs hat dazu geladen, um Bürgermeister Dieter Spindler sowie weiteren Politikern und Gönnern zu zeigen, was im letzten Winter in der verwunschenen Parkanlage geschehen ist.

Dank frei geräumter Achsen geht der Blick von der großen Platane, einem der schönsten Bäume im ganzen Rheinland, nun ungehindert zum Eiskeller auf der einen und der Remise des alten Klosters auf der anderen Seite des Parks. Gestiftete Bänke laden zum Ausruhen ein. Der Probus-Club Meerbusch hat die Patenschaft für die dicke Platane übernommen, damit der Baumriese aus Klosterzeit wie vier weitere Großbäume saniert werden kann. Nur das undurchdringliche Gebüsch unter weiteren prächtigen Bäumen im Norden mahnt daran, dass noch viel Arbeit auf den Förderverein zukommt.

Die größte Änderung ist schon von außen zu sehen: Vom überwuchernden Wildwuchs befreit, wirken der Eiskeller aus alten Klostertagen und die auf ihm erbaute von-der-Leyen’sche Pergola kahl. Provisorische Holzstützen sorgen dafür, dass das Mauerwerk nicht in sich zusammenfällt. Doch der ruinöse Eindruck täuscht, das Kellergewölbe selbst ist in erfreulich gutem Zustand. "Kritisch wird es nur dort, wo die Bäume ihre Wurzeln zwischen das Mauerwerk gequetscht haben", sagt Gartenbaumeister Michael Müllender.

Am ersten Tag der offenen Gartenpforte konnten Besucher am Sonntag auch einen Blick in den vier mal vier Meter großen und fast ebenso tiefen Vorratsraum werfen. Allerdings nur unter Aufsicht, ansonsten ist der Kellereingang mit einem Gitter verschlossen. Rund 45000Euro an Spenden (darunter Beteiligungszusagen der Stadt und Fördergelder des Landes) hat der Förderverein in die bisherigen Maßnahmen gesteckt.

Es ist sowieso ein kleines Wunder, dass der Besitzer Roland Agne aus Köln, der eigentlich auf dem Gelände bauen wollte, dem Förderverein bei der Rekonstruktion des Parks relativ freie Hand lässt. Dass sei Jacobs’ nicht zu erschütternden Glauben daran zu verdanken, dass sich ein Einsatz für den Park trotz unklarer Zukunftsperspektive lohne, betont Bürgermeister Spindler.

"Wenn ich 10000 Euro hätte, würde ich sofort im Norden weiter roden", sagt Jacobs. Nur hat er das Geld nicht. Auch die zugesagten öffentlichen Mittel sind noch nicht auf dem Vereinskonto angekommen.

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