Büderich: Eine Echsen-Sitterin in Büderich

Die Tierpsychologin Andrea Schäfer ist Fachfrau für Reptilien. Echsen, Schlangen oder auch Spinnen sind bei ihr gut aufgehoben.

Büderich. Wenn nötig, hilft Andrea Schäfer auch mal beim "aus der Haut fahren". Was beim Menschen ein Sinnbild für Gram und Ärger ist, ist bei Reptilien durchaus wörtlich zu nehmen.

"Reptilien wachsen meist ein Leben lang", erklärt die 46-Jährige. Schuppen, Panzer und Hornplatten wachsen aber nun eben mal nicht mit. Also müssen die Tiere ihr altes Gewand ab- und ein neues anlegen.

Ihr Wissen über Echsen hat Schäfer einer Allergie zu verdanken. "Ich habe Tiere schon immer geliebt, aber mit sechs Jahren festgestellt, dass ich jeden näheren Kontakt zu Hunden oder Katzen mit Hustenattacken bezahlen muss", sagt die gebürtige Tübingerin.

Da Reptilien in der Regel unbehaart sind, legte sich die gelernte Steuerfachangestellte im Alter von 23 Jahren Rotkehlanolis zu. "Das sind kleine, meist grüne Echsen, die aber die Farbe wechseln können."

Schnell hatte sie das "Echsenvirus" gepackt: Die Tiere wurden eingängig studiert und so mancher Fachschmöker durchgewälzt.

Irgendwann gesellten sich Rotwangen-Schmuckschildkröten zu den Anolis und schon bald hat Andrea Schäfer eine erste Möglichkeit, ihr Wissen anzuwenden: "Weil ich gute Kontakte zu einem Reptilien-Fachhandel hatte, durfte ich ab und an kranke Tiere gesund pflegen".

Eigentlich hatte die Schwäbin gar nicht damit gerechnet, jemals Felltieren ohne größere Beschwerden näherkommen zu können. "Als vor fünf Jahren meine Pollen-Allergie durch eine Hypersensibilisierung geheilt wurde, war plötzlich auch die Fell-Allergie weg." Ade Hustenattacken, ade geschwollene Augen.

Für Schäfer, die als kleines Mädchen davon geträumt hatte, Tierärztin zu werden, öffneten sich verschlossen geglaubte Türen. "Also habe ich ein Studium zur Tierheilpraktikerin an der Paracelsus-Schule in Düsseldorf gemacht und anschließend Tierpsychologie studiert", erzählt sie.

Seit 2007 ist Andrea Schäfer jetzt selbstständig, sittet Echsen aller Art, bietet aber ebenso selbstverständlich auch Betreuung und Training für Hunde und Katzen an.

Vor einigen Wochen trafen Besucher zudem einen Leopard-Gecko und zwei Zwergbartagamen in ihrer Obhut. Bald ziehen diese Gäste wegen eines Auslandsaufenthalts der Besitzer gleich für mehrere Monate zu ihr.

Aber können derart anspruchsvolle Tiere überhaupt artgerecht gehalten werden? Andrea Schäfer meint Ja.

"Sicher, es gibt Menschen, die halten sich nur deshalb eine Schlange, weil es schick ist. Auf der anderen Seite gibt es auch sehr verantwortungsbewusste Züchter, die sich bestens mit den Bedürfnissen von Reptilien auskennen."

Das richtige Licht, die richtige Temperatur, eine artgerechte Umgebung: "Das alles sind Dinge, die bei der Reptilien-Haltung zu beachten sind", sagt Schäfer. Für sie steht fest: "Spielkameraden für Kinder sind Reptilien nicht."

Persönlich findet die Büdericherin, die auch mehrere Semester Humanmedizin studiert hat, vor allem den Umgang mit Leguanen und Argamen interessant. "Diese Reptilien können eine richtige Beziehung zu ihren Haltern aufbauen."

An die Bekanntschaft mit einem ganz besonderen Pflegling erinnert sich Schäfer auch heute noch gerne. "Einmal hatte ich einen Süßwasserkrebs zu sitten, der zusammen mit einigen Fischen in einem großen Aquarium lebte. Für mich schien er sich nicht zu interessieren. Sobald ich jedoch die Futterdose in die Hand nahm, kam er aus seinem Versteck, fixierte mich regelrecht mit seinen Augen und wanderte an der Aquarienscheibe entlang, bis ich ihm das Futter gab. Ein faszinierendes Erlebnis!"

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