Bestechung bei Bau der Reha-Klinik?

Anklage: Der ärztliche Direktor der St. Mauritius-Therapieklinik soll von einem Bauunternehmer 1,5 Millionen Euro angenommen haben.

Osterath. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Anklage gegen den Ärztlichen Direktor der St. Mauritius-Therapieklinik erhoben. Er soll, wie der Krankenhausträger Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD) unter Bezugnahme auf die Anklageschrift mitteilt, im Zusammenhang mit dem Neubau der Reha-Klinik in Osterath zwischen 1998 und 2000 innerhalb von acht Jahren Bestechungsgelder in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro angenommen haben.

Das Beschäftigungsverhältnis zwischen dem Mediziner und der Therapieklinik wurde mit sofortiger Wirkung beendet, teilt Geschäftsführer Christian Röhrl mit: „Das Vertrauensverhältnis ist zerstört. Wir haben die fristlose Kündigung ausgesprochen, weil für uns eine weitere Zusammenarbeit nicht zumutbar ist“, so Röhrl.

Bis die Nachfolge des bisherigen Ärztlichen Direktors endgültig geregelt ist, übernimmt der Leitende Oberarzt Dr. Klaus-Martin Stephan die kommissarische Leitung der Einrichtung, die in ihrem Haus an der Strümper Straße Kliniken für Geriatrie, Neuropädiatrie und Neurologie anbietet.

Ebenfalls angeklagt ist der damalige Geschäftsführer der Muttergesellschaft Mörsenbroich-Rath (KMR), die 2003 in der Holding VKKD aufging. Der KMR-Geschäftsführer schied bereits 2006 aus dem Unternehmen aus. Er soll vom Bauträger laut Anklageschrift 600 000 Euro erhalten haben.

Die beiden leitenden Mitarbeiter sollen sich bereits 1996 mit einem Bauunternehmer aus Baden-Württemberg „zur gegenseitigen Vorteilnahme“, wie es laut Anklageschrift heißt, verabredet haben. Als Gegenleistung, so die Staatsanwaltschaft, sollen die beiden Angeklagten ihren Einfluss geltend gemacht haben, damit der Bauauftrag an die beschuldigte Firma vergeben werde.

Der 72-jährige Bauunternehmer vom Bodensee muss sich in Kürze mit den beiden ehemaligen leitenden Mitarbeitern des Klinik-Verbundes vor der 14. Großen Wirtschaftskammer des Landgerichts Stuttgart verantworten.

Christian Röhrl, seit 2009 Geschäftsführer der St. Mauritius-Therapieklinik in Osterath, zeigt sich entsetzt: „Das Ergebnis der staatsanwaltlichen Ermittlungen hat uns schockiert. Wir prüfen, inwieweit und gegen wen wir Schadensersatzansprüche geltend machen können.“

Die St. Mauritius-Therapieklinik unterstütze die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in jeder Hinsicht. „Unser vorrangiges Ziel ist es nun, dass die anerkannt hervorragende Arbeit der Klinik mit ihren vielen engagierten Mitarbeitern durch über zehn Jahre zurückliegende Fälle nicht in Misskredit gezogen wird“, erklärt Röhrl.

Wie Sprecherin Claudia Krauth von der Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigt, gibt es im Zusammenhang mit der Anklage gegen die drei Beschuldigten noch einen weiteren „gravierenden Sachverhalt“, über den sie „aus Gründen der Geheimhaltung bei einem laufenden Verfahren“ aber nicht sprechen könne.

Die Anklageschrift sei darüber hinaus „alles andere als handlich“. Der Ärztliche Direktor streitet auf Anfrage unserer Redaktion alle Vorwürfe ab.

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