Beatmungsstation hilft schon vor der Reha

In der Osterather St. Mauritius Therapieklinik kümmert sich ein 70-köpfiges Team um Patienten, die das Atmen neu erlernen müssen.

Beatmungsstation hilft schon vor der Reha
Foto: Bauer

Als Heike Kuszinski aus dem künstlichen Koma erwacht, steht ihre Tochter an ihrem Krankenbett. Das ist der erste Moment, an den sich die 64-Jährige erinnern kann. Von dem Tag, an dem sie auf dem Beifahrersitz neben ihrem Mann einen Herz-Kreislaufstillstand erlitt und zwanzig Minuten wiederbelebt werden musste, hat sie kaum Erinnerungen. „Ich weiß nur noch, dass ich mich schon morgens nicht gut gefühlt habe“, sagt sie. Vor gut einem Monat war das. Nach wenigen Tagen auf der Intensivstation eines Krankenhauses wurde sie mit einer Beatmungsmaschine in die Osterather St. Mauritius Therapieklinik verlegt. Mittlerweile kann sie wieder alleine atmen.

In der Rehabilitationsklinik gibt es seit Anfang des Jahres einen Krankenhausbereich. Hierher kommen Patienten mit neurologischen Erkrankungen, die noch intensivmedizinisch behandelt werden müssen, denen aber keine Operation mehr bevorsteht. Vorher kamen die Patienten häufig erst nach rund 30 Tagen in die Rehaklinik. Durch den Krankenhausbereich kann die Verlegung deutlich früher erfolgen — oft schon nach wenigen Tagen.

Für die Ärzte in Osterath ist das ein Fortschritt, so kann sofort mit der Frührehabilitation begonnen werden, Intensivmedizin und Reha-Medizin ineinandergreifen.

Das Konzept, an dem die Mauritius-Klinik vier Jahre gebastelt hat, geht auf, sagt Stefan Knecht, ärztlicher Direktor der Therapieklinik. Deshalb möchte er die Station vergrößern. Für den Ausbau hatte sich die Klinik bei der Bezirksregierung beworben und für das Einzugsgebiet einen Bedarf von 96 Betten errechnet, aber nur 30 Plätze erhalten. „Das reicht nicht“, sagt Knecht. „Gerade für die Beatmungsplätze haben wir durchgehend zweistellige Wartelisten.“

Die Behandlung läuft in Osterath anders ab. „Ein Unterschied ist, dass wir Wert darauf legen, dass die Patienten tagsüber nicht im Bett sind“, sagt Knecht. Auf klassischen Intensivstationen bekämen Patienten häufig sedierende Medikamente. „Unser Auftrag ist ein anderer, der heißt ,Zurück ins Leben‘ und der erste Schritt ist, aus dem Bett rauszukommen.“

Ärzte, Therapeuten und Pfleger arbeiten zusammen, damit das klappt. Die Pflegenden müssten auf der Intensivstation ein gutes Verständnis für den Zustand der Patienten haben, sagt Pflegedienstleiter Ulrich Pechel. Daher sei der Personalschlüssel höher. Rund 70 Vollzeitkräfte arbeiten im Krankenhausbereich.

Auf sechs Zimmern werden Patienten von Maschinen beatmet. Wenn ihr Gesundheitszustand es zulässt, sollen sie es alleine versuchen. „Wenn man nicht atmen kann, ist das eine existenzielle Angst. Es gehört auch Psychologie dazu, damit man sich wieder traut“, sagt Knecht. Die Verlegung auf die Reha-Station erfolgt, wenn die Patienten wieder eigenständig atmen können und ihr Zustand stabil ist. Auch das sei ein Vorteil, findet Schönfeld. So bleiben die Patienten in einem Haus. Geht es nach der Klinikleitung, sollen so bald noch mehr Menschen behandelt werden. In Osterath ist man bereit, dafür den Geriatrie-Bereich zu verkleinern.

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